Amen.
Martinus Luther."
Frau Kaethe zeigte natuerlich diesen drohenden Brief den beiden Freunden;
Melanchthon wiederum, welcher auf den Mittag zu Dr. Brueck kam und mit
ihm ass, erzaehlte dem Kanzler Luthers Vorhaben. Das that seine Wirkung.
Denn was war Wittenberg ohne Luther? Auch Melanchthon erklaerte, dass er
dann nicht mehr bleiben koennte und sich vor dem Aergernis irgend wohin
verkriechen muesse.
Da fuhr der Schrecken den Wittenbergern, Universitaet, Rat und
Buergerschaft durch die Glieder. Der Senat und der Magistrat kamen
zusammen und berieten ueber Massregeln, Luther zu halten. An den
Kurfuersten wurde mit einer Abschrift von Luthers Brief eine Botschaft
geschickt, damit er auch seinerseits auf den erzuernten Mann einwirke,
"dass er sein Gemuet aendere". Eine Abordnung von Universitaet und Stadtrat:
Melanchthon, Bugenhagen, Major, der Buergermeister und der Stadtrichter
Hans Lufft, wurden zu Luther gesandt und auch vom Hof kam ein
beschwichtigender Brief und der liebenswuerdige Leibarzt Ratzeberger, den
Luther gar gut leiden mochte, nach Merseburg. Der Doktor liess sich hart
genug gegen die Wittenberger Abgesandten aus ueber "die Lockerung der
Zucht". Stadt und Regierung versprachen nun ernstliches Einschreiten
gegen das "verthunliche" Wesen bei Hochzeiten und Kindtaufen, gegen
leichtfertiges Treiben bei Tanzvergnuegungen, gegen das ungebuehrliche
Geschrei auf den Strassen u.s.w.[549]
So liess sich Luther besaenftigen; er kehrte noch bei Hof an, um seinen
Forderungen Nachdruck zu geben; dann fuhr er langsam nach Hause. Die
Ausspannung und der Aufenthalt in freier Luft hatte ihm doch gut gethan,
und die Behaglichkeit in seinem schoenen Heim, die Fuersorge seiner treuen
Hausfrau liessen ihn die Gedanken an einen Auszug vergessen, bis die
endgiltige Wanderung in die jenseitige Welt ihn aller Unlust und
Widerwaertigkeiten, aller Leiden und Folterqualen der Krankheit
enthob[550].
Er sollte die verwickelten Streithaendel seiner Landesherrn, der
Mansfelder Grafen, wegen der Bergwerksrechte beilegen und machte dazu im
folgenden Winter drei Reisen in seine Heimat. Der Kurfuerst haette lieber
gesehen, wenn Luther "als ein alter abgelebter Mann mit diesen Sachen
verschont bliebe"; und das war Frau Kaethes Meinung auch, welche es
betrieb, dass Melanchthon, der doch viel juenger und gesunder war, nicht
nach Regensburg musste. Aber Luther selbst meinte: "Es muss, wiewohl ich
viel zu thun habe, um ein acht Tage ni
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