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a eine eigene zu errichten und dahin die echten Lutheraner unter den
Professoren und Studenten von Wittenberg zu ziehen; erst im August wurde
das Wittenberger Kollegienhaus vom Schmutz der Einquartierung gereinigt
und neu getuencht[637]. Ferner konnte von grossem Verdienst keine Rede
sein, wenn bei dem Rektor Crodel in Torgau zwei Schueler in der Woche fuer
Wohnung und Kost, dazu mittags und abends zwei Kannen Bier, nur 14
Groschen zahlten, und Matthesius in Wittenberg, ehe er zu Frau Luther
kam, bei Wolf Jan von Rochlitz "einen sehr guten trocknen Tisch um 5
Silbergroschen" hatte "neben alten gelehrten, ehrlichen (ehrbaren),
guten Tafelbruedern". Als solcher Tischgenosse wird genannt: Johann
Stromer, der fuenf Jahre bei der Witwe wohnte und ass. Vielleicht war
damals unter den Tischgenossen Kaethes auch der Preusse Georg von Kunheim,
der am 15. August 1550 in Wittenberg Student wurde und so mit der
Lutherischen Familie bekannt und spaeter verwandt wurde[638].
Ausser den Stuben wurden auch noch die Saele zu Vorlesungen an Docenten
vermietet, und so las im Sommer 1551 in Luthers Aula, wo der grosse
Doktor sonst ueber biblische Buecher vorgetragen hatte, Bartholomaeus Lasan
ueber Herodot[639].
Trotz alledem musste Frau Katharina ausser der Verpfaendung der Becher noch
auf ihr Guetlein Zulsdorf ein Anlehen von 400 fl. aufnehmen bei Dr. Franz
Kram und ausserdem musste sie sich entschliessen, selbst an den Koenig von
Daenemark zu schreiben, als den "einzigen Koenig auf Erden, zu dem wir
armen Christen Zuflucht haben moegen und von dem allein erwartet werden
konnte, dass den armen christlichen Praedikanten und ihren armen Witwen
und Waisen Wohlthaten erzeiget wuerden." Zu diesem Brief war sie
gezwungen, nachdem die Schreiben der Freunde Bugenhagen und Melanchthon
ohne Erfolg gewesen. So bittet nun am 6. Oktober 1550 "D.M. Luthers
nachgelassene Witfrau, nachdem sie und ihre Kinder jetzund weniger Hilfe
haben und die Unruhe dieser Zeit viele Beschwerungen bringet", S.K.M.
wolle ihr solche Hilfe gnaediglich auch hinfuero verordnen. Sie will
treulich und ernstlich bitten, Gott moege Sr.K.M. Wohlthaten, die er den
armen evangelischen Pfarrherren und ihren Familien erzeigt, vergelten
und dafuer besondere Gaben und Segen verleihen. "Der allmaechtige Gott
wolle E.K.M. und E.K.M. Koenigin und junge Herrschaft gnaediglich
bewahren."
Auch dies eigene Schreiben der Witwe war, scheint es, ohne Erfolg,
trotzdem sie den Koenig an ihres
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