diesem beweist eher das Gegenteil. Dennoch waere nach Bruecks Eingabe eine
voruebergehende Erregung der beiden alten Freunde gegen sie vorhanden
gewesen.
Zunaechst freilich wirkte die Liebe und Verehrung, die der gewaltige und
gemuetreiche Mann genossen, auch noch auf seine Familie, insbesondere die
trauernde Gattin.
Der Kurfuerst hatte einst vor neun Jahren in Schmalkalden an Luthers
vermeintlichem Sterbebett diesem versprochen: "Euer Weib soll mein Weib
sein und Euere Kinder sollen meine Kinder sein". Dessen gedachte er auch
jetzt nach des Doktors wirklichem Abscheiden und sandte an "die
Doktorin, Luthers liebe Hausfrau", jenes gnaedige Trostschreiben, worin
er sie und ihre Kinder seiner gnaedigen Fuersorge versichert[580]. Diesem
Versprechen kam nun auch der Fuerst getreulich nach, so lange er in
Freiheit war und es vermochte.
Der Kanzler Brueck hatte in einer Nachschrift zu seinem Briefe an den
Kurfuersten vom 19. bemerkt: "Philippus hat mir gesagt, er habe der
Doktorin bereits vor 14 Tagen 20 Thaler zur Haushaltung leihen muessen.
E. Kf. Gn. wollen 14 Thaler verordnen zur Haushaltung und anderem, das
dieses Falles Notdurft wohl erfordern will. Der Allmaechtige wird es E.
Kf. Gn. reichlich vergelten!" Darauf sandte der Kurfuerst sofort am
folgenden Tag hundert Gulden mit einem Schreiben an Melanchthon; darin
heisst es: "Dieweil Wir auch vermerken, als solle gemeldten Doctor
Martini seligen Hausfrau und Witwe am Gelde Mangel haben, wie ihr denn
von Euch vor seinem Tode Fuersehung (Vorschuss) geschehen sein solle: als
schicken Wir Euch bei diesem Boten hundert Gulden. Davon wollet Euch des
Geldes, was Ihr geliehen habt, zuvor bezahlen und der Witwe die Uebermass
(den Ueberschuss) von Unserntwegen zustellen."[581]
Und vielleicht nochmals zwei Tage nach der Beisetzung hat der Kurfuerst
die Witwe Luthers seiner besonderen Gnade und Fuersorge versichert. Auch
erbot er sich, ihren aeltesten Sohn an den Hof und in die kurfuerstliche
Kanzlei zu nehmen[582].
Auch die Freunde des Hauses nahmen sich der Witwe noch an. Melanchthon
erwies ihr eine kleine Aufmerksamkeit. Als er am 11. Maerz einen Hasen
und einen Pelz von Jonas erhielt, dachte er an das Mosesgesetz, dass den
Priestern, welche die Buerde der Kirchenregierung auf ihren Schultern
trugen, auch die Haut des Opfertieres gehoeren sollte, und damit an
Luther, der so lange Jahre auf seinen Schultern eine solche Last
Geschaefte getragen, und er schickte den Pelz
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