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nd herrliche Menge der
Studenten; darauf die Buergerschaft, desgleichen viele Buergerinnen,
Matronen, Frauen, Jungfrauen, viel "ehrliche" Kinder, jung und alt;
alles mit Weinen und Wehklagen. "In allen Gassen, auch auf dem Markt ist
das Gedraenge so gross und solche Menge des Volkes gewesen, dass sich's
billig in der Eil zu verwunden und viele bekannt haben, dass sie
dergleichen zu Wittenberg nicht gesehen."
So ging es unter Gesang und dem Gelaeute aller Glocken in unabsehbarem
Zuge vom Elsterthor die ganze Laenge der Stadt hin am Kloster vorbei, das
jetzt verwaist von seinem Vater und Herrn dalag, die Kollegienstrasse
hinab zur Schlosskirche. Dort wurde der Sarg am Predigtstuhl
niedergesetzt. Trauerlieder erschollen, bis Bugenhagen die Kanzel
bestieg und vor den ungezaehlten Hoerern, die in und vor der Kirche
standen, eine "gar festliche und troestliche Predigt" that. Darauf hat
Melanchthon "aus sonderlichem Mitleiden, um die Kirche zu troesten", eine
lateinische Gedaechtnisrede gehalten, die vor dem allgemeinen Weinen und
Schluchzen kaum gehoert wurde. Seine Klage: "Wir sind wie arme Waisen,
die einen vortrefflichen Mann zum Vater gehabt und ihn verloren haben",
die den Grundton aller Rede bildeten, sie waren ganz besonders
denjenigen aus dem Herzen gesprochen, die dem teuren Toten am naechsten
standen, und am naechsten an seinem Sarg klagten: der trauernden Gattin,
den weinenden Kindern[569].
"Nach den Leichenreden trugen etliche Magister den Sarg nach der Gruft
und legten so das teure Werkzeug des heiligen Geistes, den Leib des
ehrwuerdigen D. Martini zur Ruhe, nicht fern von dem Predigtstuhl, da er
im Leben manche gewaltige Predigt gethan." Der Kurfuerst aber hatte schon
am Tag vorher verordnet, dass eine Tafel aus Messing aufs Grab
niedergelegt wurde, dergestalt wie noch heutzutage zu sehen ist[570].
Wohl konnte das ausserordentliche, wahrhaft fuerstliche Leichengepraenge
zeigen, welch ein Mann, ja, wie der Rektor ankuendigte, welch ein "Fuerst
Gottes" der Dahingegangene gewesen, welche Liebe und Verehrung er bei
hoch und nieder genossen und die Teilnahme aller bewies, was die Welt an
ihm verlor und betrauern musste, und das ist ja fuer die Hinterbliebenen
immer ein Trost in ihrem Schmerz. Aber diese Leichenfeier zeigte auch,
was die Angehoerigen selber an ihm gehabt und beweinen mussten.
Was Katharinas Stimmung und Gedanken in diesen schmerzlichen Tagen war,
das giebt sie kund in einem Briefe, den sie an i
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