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Solches alles magst Du Mag. Philippus anzeigen, Doktor Pommer und Doktor
Kruziger. Hier ist das Geruecht herkommen, dass Doktor Martinus sei
weggefuehrt, wie man zu Leipzig und Magdeburg redet. Solches erdichten
die Naseweisen, Deine Landsleute. Etliche sagen, der Kaiser sei dreissig
Meilen Wegs von hinnen bei Soest in Westphalen; etliche, dass der
Franzose Knechte annehme, der Landgraf auch. Aber lass sagen und singen:
wir wollen warten, was Gott thun wird. Hiemit Gott befohlen.
Zu Eisleben am Sonntag Valentini 1546.
M. Luther, Doktor."
Es war der letzte Brief an seine Ehefrau, der letzte, den Luther
ueberhaupt schrieb. Die heitere Epistel kam am Donnerstag in Kaethes Haende
und erregte bei den Klosterbewohnern grosses Vergnuegen: in Eisleben aber
lag der Schreiber schon auf dem Totenbette. Der Gewaltige war am selben
Tage frueh um 3 Uhr im Kreise seiner Freunde, Dr. Jonas, M. Aurifaber,
des Arztes, des Stadtpfarrers von Eisleben, des Grafen und der Graefin
Albrecht, sanft und selig entschlafen. In Wittenberg freilich dachte man
nicht daran. Melanchthon, dem Luther mit gleichem Boten geschrieben
hatte (u.a. dass Papst Paul gestorben waere), verfasste noch einen Brief an
den Freund und Frau Kaethe schickte noch eine Salbe mit, zur
Wiederherstellung der Fontanelle am linken Schenkel. Aber am Freitag
frueh 6 Uhr kam aus Torgau ein reitender kurfuerstlicher Bote vor des
Kanzlers Brueck Haus; dieser liess sogleich D. Bugenhagen, Kreuziger und
M. Philipp zu sich kommen; sie wussten aber bereits, was das
kurfuerstliche Schreiben meldete, ehe er es ihnen zu lesen gab, denn vor
einer Viertelstunde war auch ein Bote mit einem Brief aus Eisleben von
Jonas an sie gelangt. Auf Bruecks Bitten verfuegten sich die drei Herren
mit des Kurfuersten und Jonas' Brief unsaeumig hinauf zu der Doktorin und
berichteten sie mit der besten Vorsicht von ihres Herrn Abgang. "Da ist
das arme Weib, wie leichtlich zu achten, hart erschrocken und in grosser
Betruebnis gewesen." Aber wiederum nicht an sich dachte sie zumeist,
sondern an ihre Kinder, besonders, wie ihre drei Soehne in der Ferne sich
ueber des Vaters Tod halten moechten[561].
Katharinas bange Ahnung hatte sich also erfuellt; ihre Sorge um den
kraenklichen fernen Gatten war nicht ohne Grund gewesen. Das Trauervolle
war geschehen: der teure Mann, der gewaltige Reformator, der geistvolle
Lehrer und Prediger, der liebreiche Vater, der treue Gatte war nicht
mehr! Wenn auch nicht
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