dorf wurde den Soehnen zu teil als ein
rittermaessiges Mannlehen; und damit hatte sie die Genugthuung, dass ihre
Kinder wieder ein edelmaennisches Erbgut besassen, nachdem der adelige
Besitz ihrer eigenen Familie voellig zerstoben war.
Die Familie blieb also im Klosterhause beisammen. Hans besuchte die
Kollegien und die beiden Knaben lernten bei ihrem Praezeptor Rutfeld. Das
Toechterlein wurde von der Mutter erzogen.
In der ersten Trauerzeit hatte die Frau Doktorin unmoeglich ihren grossen
Haushalt und Kosttisch mit den vielen fremden Tischgenossen weiter
fuehren koennen. So waren manche ausgezogen. M. Besold z.B. bat
Melanchthon, ihn aufzunehmen. Frau Katharina kam auch wohl wegen der
ungewissen Zukunft ihrer Lage nicht so bald dazu, den Kosttisch wieder
im alten Umfang anzufangen.
Der lahme alte Wolf, der Famulus des Doctors, war auch noch da. Die
Vormuender mussten hoeren, ob er noch laenger bei der Frau bleiben, auch ob
sie ihn behalten wollte oder nicht. Wahrscheinlich ist er, der so sehr
mit dem Klosterhause verwachsen war, doch geblieben, obwohl er einmal
auf eine fruehere gleiche Anfrage Luthers, ob er bei seiner Frau bleiben
wolle, ausweichend geantwortet hatte, wenn Luther sterbe, moechte er am
liebsten auch selber gleich begraben werden, und Frau Katharina wird ihn
auch behalten haben; abgesehen von den 40 Gulden Pension, die sie, wie
Kanzler Bruck meinte, "mit einbrocken" konnte, war er doch zu sehr
eingeweiht in alle Verhaeltnisse des Hauses, und Frau Kaethe behielt ihn,
wenn er auch nicht nur lahm, sondern nach Luthers Zeugnis auch
nachlaessig, bequem und gedankenlos war und am liebsten am Vogelherd sass.
Das uebrige Gesinde wird wohl beschraenkt worden sein, wie der Kanzler und
der Kurfuerst verschiedentlich betont hatten. Denn auch die
Gastfreundschaft war in dem Klosterhause nicht mehr in dem alten Umfang
noetig: die Besuche, Feste, Tischgesellschaften der zahlreichen Freunde
und Bekannten, der fluechtigen und Bittsteller, der Gesandtschaften und
Studierenden liessen nach oder hoerten ganz auf. Aber freilich neue Muehe
und Arbeit erwuchs der Doktorin in dem neuen Landgut, zumal da jetzt die
Heu- und Fruchternte bevorstand. Doch solche Arbeit war der
thatkraeftigen Domina eine Lust und Freude. Neben der Landwirtschaft
betrieb Frau Kaethe jetzt ihre "Tischburse" weiter. Es starb ihr aber
leider gar bald am 30. Mai ein junger Tischgeselle Weidhofer aus
Oesterreich hinweg[611].
Die eben Witwe gewo
|