|
und Freunde waren in alle Welt zerstreut; aber in
ihren Anfechtungen, Verdriesslichkeiten, Bedenken wandten sie sich an
ihren "heiligen Vater Luther". So hatte er zu schlichten, zu raten und
zu troesten--und das richtete ihn selber auf. Aber er hatte auch manchen
Aerger und manchen Schmerz[529]. Da plagte ihn M. Stiefel mit seinen
Grillen ueber den Juengsten Tag, oder der Stadthauptmann Metzsch mit
seinem uebeln Wandel und seiner ruecksichtslosen Niederlegung von vielen
Wohnhaeusern zum Festungsbau, wodurch die kleine, volkreiche Stadt noch
enger wurde und die armen Studenten noch elender wohnen mussten. Einer
nach dem andern von den Zeitgenossen ging aus dem Leben. So schon 1538
der treue Hausmann. Dann Luthers letzter Klostergenosse Brisger, endlich
auch Spalatin (1545). Schon vorher (1542) war seine und Kaethes
liebenswuerdige, heitere Freundin, Kaethe Jonas, verschieden, deren
Erscheinung ihm immer erfreulich und troestlich gewesen[530]; vor allem
aber der Sonnenschein des Hauses, das gute Magdalenchen. Der Sohn und
ein Neffe waren eine zeitlang fort in Torgau. In dieser Zeit starb auch
der Gatte seiner Nichte Lene, geb. Kaufmann; und diese machte ihm dann
schweren Verdruss durch ihre zweite Heirat mit dem jugendlichen Mediziner
Ernst Reuchlin (Ende 1545).
Das Jahr 1544 war wieder ein Krankheitsjahr in Wittenberg und im
Lutherhaus. Um Ostern lagen alle Kinder an den Masern und die kleine
Margarete bekam davon ein schweres Fieber, an dem sie zehn Wochen
lebensgefaehrlich darniederlag und von dem sie sich bis in den Dezember
hinein gar nicht erholen wollte. Was gab es da fuer Kaethe an Sorgen und
Muehen[531]!
Aber auch der Hausvater selbst war jetzt immer krank: bald fehlte ihm
dies, bald jenes; alle seine Leiden stellten sich mit Macht ein in dem
abgearbeiteten Koerper und der erschoepfte Lebensgeist war nicht mehr
recht widerstandsfaehig gegen die mancherlei Angriffe auf die
verschiedenen Organe. Die Hausaerzte und die kurfuerstlichen Leibaerzte
doktorten an ihm herum; der Hof schickte Arzneien; die Graefin von
Mansfeld wollte ihn in die Kur nehmen. Es war ein alter (noch jetzt
bestehender) Glaube, dass grosser Fuersten und Herren Arznei, die sie
selbst gaeben und applizierten, kraeftig und heilsam seien, sonst nichts
wirkten, wenn's ein Medikus gaebe[532]. Das meiste und beste that
freilich Frau Kaethe.
Im Jahre 1541 war Luther lange Zeit so schwach, dass er nicht eine Stunde
angestrengt lesen und sprechen ko
|