n und das
Herzogtum Sachsen und Kurbrandenburg zum Protestantismus uebergetreten
und sogar das Erzbistum Koeln dazu bereit; aber in Berlin traten der
"Grickel und der Jaeckel" (Agricola und Schenk) auf mit ihren
gesetzesstuermerischen Lehren; in Koeln wollte man die Luther so
unsympathische schweizerische "Sakramentiererei" einfuehren und der grosse
Vermittler Butzer und der milde Melanchthon, welche diese Koelner
Reformation uebernommen hatten, wurden Luther hoechst verdaechtig und das
ganze Werk aergerlich--es scheiterte ohnedies durch die Gewaltthat des
Kaisers. In Luthers Umgebung wuchs, nachdem die alten Mitarbeiter der
Reformation am Abgang waren, ein neues Geschlecht heran, das mit
epigonenhafter Uebertreibung die Gegensaetze schaerfte oder allerlei
Kleinigkeiten und Aeusserlichkeiten aufbauschte, wie die Zeremonien,
Auslegung der Offenbarung Johannes, Verbot von alten Osterbraeuchen und
andere "Geislein" "herfuergucken" liessen, die sie fuehren wollten, um sich
wichtig zu machen; auch der alte Streit mit den Schweizern flammte
wieder auf[525].
Ja, auf Melanchthon selbst, seinen alten Freund und Mitarbeiter, wurde
Luther misstrauisch gemacht wegen allerlei Abweichungen vom "echten"
Luthertum und es entstand eine gefaehrliche Spannung zwischen den beiden
Maennern und ihren Familien, bis die Missstimmung endlich durch Luther
selbst beigelegt wurde, so dass der Reformator doch bis ans Ende seines
Lebens mit ihm als dem treuesten Freunde verkehrte[526]. Mit seinen
Kollegen von der juristischen Fakultaet, namentlich seinem alten Freunde
Hier. Schurf, bekam Luther einen boesen Span wegen der heimlichen
Verloebnisse, welche die "garstigen Juristen" mit einem Rueckfall ins
kanonische Recht fuer giltig erklaerten, Luther aber verwarf[527]: er
hatte die Gefaehrlichkeit der Sache an Melanchthons Sohn er fahren, der
sich--noch unmuendig--von einem Maedchen hatte fangen und ohne Wissen und
Willen seiner Eltern ihr ein Eheversprechen gegeben hatte, worueber M.
Philipp und sein Weib "schier verschmachtet" waeren, wenn Luther es nicht
abgewendet haette. Und er selber musste es erfahren in seiner eigenen
Familie, indem seiner Schwester Sohn sich ungehorsamerweise ohne der
Freundschaft Rat verlobte. Er hatte infolgedessen zu klagen, dass das
"Meidevolk in Wittenberg gar kuehn" geworden sei und die Eltern ihre
Soehne von der Universitaet zurueckforderten, weil man ihnen da Weiber an
den Hals haenge[528].
Die alten Hausgenossen
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