nd truebe. Das lag einerseits
in den Verhaeltnissen, die sich fast nach allen Seiten recht widerwaertig
gestalteten; andererseits aber in Luthers Zustand, der immer
krankhafter, immer hinfaelliger und damit truebseliger und verstimmter
wurde. Was Kaethe bei dem zur Schwermut geneigten Temperament und der
zornmuetigen Gereiztheit ihres Gatten unter all' diesen Verhaeltnissen zu
leiden hatte, ist leicht zu denken[523].
Die Weltlage, welche der Reformator begreiflicherweise mit aufmerksamem
Auge verfolgte, war eine seltsame und fuer Luthers Empfinden geradezu
erschreckliche. Das stete Vordringen der Tuerken, das seinem
christlich-deutschen Herzen schwer weh that, die Verbindung christlicher
Maechte, wie Frankreichs und, wenigstens indirekt, Venedigs und des
Papstes mit dem Erbfeind der Christenheit erschien wie drohende
Vorzeichen des Juengsten Tages. Dazu das Verhalten des Kaisers und seines
Bruders, des Koenigs Ferdinand, das deutlich darauf ausging, die
Protestanten hinzuhalten, sie, wie einstens die Husiten, mit einem
Brocken Zugestaendnis abzuspeisen, wenn man aber einmal freie Hand haette,
mit Gewalt, wie Luther fuerchtete--verbunden mit Papst und Teufel, Tuerke
und Hoelle, ueber sie herzufallen. Das alles erfuellte ihn mit bangen
Sorgen. Er weissagte an seinem letzten Geburtstag richtig: "Bei meinem
Leben wird es, ob Gott will, keine Not haben und guter Friede in
Germania bleiben; aber wenn ich nun tot bin, da wird alsdann das Beten
hoch vonnoeten sein. Unsere Kinder werden noch muessen den Spiess in die
Hand nehmen; denn es wird uebel zugehen in Deutschland. Das Konzil zu
Trient ist sehr zornig und meinet es sehr boese mit uns. Darum betet zu
Gott mit Fleiss."[524]
Noch verdriesslicher aber und sorgenerregender waren fuer Luther mit Recht
die Streitigkeiten in den eigenen Reihen. Darueber sagte er seinen
Freunden beim letzten Geburtstagsfest: "Ich fuerchte mich nicht vor den
Papisten, das sind des mehren Teils grobe Esel; aber unsere Brueder
werden dem Evangelium Schaden thun, die von uns ausgegangen sind, aber
nicht von uns sind." Da standen sich Kurfuerst und Herzog von Sachsen
wegen Landbesitz feindlich gegenueber im sogenannten "Fladenkrieg" (weil
um Ostern 1542). Herzog Moriz, welchem Luther Verraeterei zutraute,
entzog sich dem evangelischen Bunde von Schmalkalden. Wohl waren--bis
auf den "geistlichen Tuerken", den Mainzer Erzbischof--die alten Feinde
Luthers: Herzog Georg und Kurfuerst Joachim I. gestorbe
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