er war das der achtungsvollen
Verehrung; das entsprach einmal der Anschauung des Mittelalters von der
Herrschaftsstellung des Mannes zum Weibe; anderseits ruehrte es davon
her, dass die fuenfzehn Jahre juengere Frau zu dem aelteren, durch
Gelehrsamkeit und hohes Ansehen ehrwuerdigen Mann mit einer gewissen
Pietaet hinaufschaute. Daher redet er sie zwar immer mit "Du" an, _sie_
aber spricht zu _ihm_ immer mit "Ihr" und nennt ihn "Herr Doktor". Das
fand auch Luther selbstverstaendlich. Als einmal von einem Manne die Rede
war, welcher an eine reiche Frau seine Freiheit verkauft hatte, sagte
er: "Ich hab's auch gern, wenn mir meine Kaethe uebers Maul faehrt--nur dass
ich sie nicht viel dran lasse gewinnen als ein Maulschellium."[499] Und
ein andermal: "Sie hat allein die ganze Herrschaft in ihrer Hand. Ich
gestehe ihr auch gerne das ganze Hausregiment zu; aber mein Recht wollte
ich mir unversehrt erhalten und Weiberregiment hat nie nichts Gutes
ausgerichtet." Luther war seinem ganzen Wesen, aber auch seiner
Anschauung und seinen biblischen Grundsaetzen nach nicht der Mann, seine
eheherrlichen Rechte sich verkuerzen zu lassen: einen Freund, der ihm die
Tyrannei seines Weibes klagt, verweist er tadelnd darauf, dass man das
Ansehen des Mannes nicht duerfe mit Fuessen treten lassen. So fuehrte er
auch auf Hans Luffts Tochter Hochzeit die Braut zum Lager und sprach zum
Braeutigam (dem Arzt M. Andreas Aurifaber): "Er soll's bei dem gemeinen
Lauf bleiben lassen und Herr im Hause sein (wenn die Frau nicht daheim
ist, setzte er scherzend hinzu). Und zum Zeichen zog er ihm einen Schuh
aus und legte ihn aufs Himmelbett, dass er die Herrschaft und das
Regiment behielte[500].
Aber freilich Kaethes resolutes Wesen, die Herrschaft, die sie im Haus
fuehrte und die der Hausherr ihr auch voellig einraeumte, fuehrte ihn dazu,
dass er sie auch scherzend seinen "Herrn" nannte. So schreibt er ihr vom
Hoflager in Torgau: "Gestern hab ich gedacht, wie ich daheim eine schoene
Frauen habe, oder sollt ich sagen Herren?"[501]
Und gerade mit dieser resoluten Art ihres Wesens neckt er sie genugsam.
Und wie gerade recht willensstarke wenn auch gutmuetige Eheherren,
gefaellt er sich seinen Freunden gegenueber in der humoristischen Rolle
des gehorsamen, unterdrueckten Ehemanns. So sagte er einmal zu einem
Gast: "Nehmt fuerlieb mit einem frommen (braven) Wirt, denn er ist der
Frauen gehorsam." Ihr selbst gegenueber spricht Luther in immer neuen
Wendungen
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