sch zu "melancholisch".
Zwar hielt Kaethe selber Rinder und Huehner, pflanzte allerlei Frucht und
Gemuese, zog Obst, buk das taegliche Brot und sott Bier; aber vieles musste
noch dazu gekauft werden, oder man erhielt es geschenkt, namentlich
sorgte der Hof fuer Wildbret und die Freunde fuer schoenes Obst:
Borsdorfer, Gold- und Blutaepfel. Frau Kaethe aber wuerzte die Speisen mit
Salz, Pfeffer, Safran, mit Mohn, "Zippel" (Cipola, Zwiebel),
Petersilien, Kuemmel und Karbey, schmaelzte mit Butter und suesste mit Honig
und Zucker. Zum Nachtisch war immer Obst da: Aepfel, Birnen, Pfirsiche
und Nuesse; in der Kirschenzeit hing auch ein Kirschenast ueber der
Tafel[468].
Daher schmeckte dem Doktor nichts besser als seine hausgemachten Speisen
und Getraenke und nirgends ist es ihm wohler, als daheim an seinem
wohlbestellten Tisch. Lieber als die gepressten Kaese, welche Lauterbach
fern aus Pirna herschickt, sind ihm "unsre Kaese von einfachem Stoff und
einfacher Form". Das von Jonas geschenkte Bier findet er schlecht,
waehrend er jenem das Bier von seiner Kaethe anpreist als ein erprobtes
Heilmittel gegen das Steinleiden; ja er nennt es geradezu die "Koenigin
aller Biere". Bei Hof gedenkt er an seinen "freundlichen lieben Herrn"
Kaethe, wie gut Wein und Bier daheim habe; dort muesse er einen boesen
Trunk thun oder von den dicken schweren Brot essen, das ihm so schlecht
bekomme[469].
Und wie sehnte sich Luther immer von den Unbequemlichkeiten der Reise
und fremder Herberge nach seinem gemuetlichen Heim und dem behaglichen
warmen Bett!
Kaethe befolgte also die alte Regel, welche Luther so gerne jungen
Ehefrauen einschaerfte: "Halt dich also gegen deinen Mann, dass er
froehlich wird, wenn er auf dem Wiederwege des Hauses Spitzen
sieht."[470]
Freilich hatte Frau Kaethe auch in Beziehung auf die Verkoestigung ihres
Gatten mit dessen Eigensinn zu kaempfen, denn der Doktor genoss oft
mehrere Tage lang gar nichts, oder er ass nur einen Bratfisch und ein
Stueck Brot; wenn er ganz ungestoert studieren wollte, nahm er einen
Bissen Brot und zog sich in sein Studierstueblein, seine alte
Moenchszelle, ein und kam gar nicht zum Essen und--zum Schlafen. So
schloss er sich einmal, um den 22. Psalm zu erklaeren, mit Brot und Salz
ein und kam drei Tage nicht zum Vorschein. Da wurde Frau Kaethe doch
aengstlich zu Mute, sie pochte und rief an der Thuer. Keine Antwort. Sie
liess nun den Schlosser kommen und die Thuere aufbrechen. Da rief er
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