uergermeisterstochter und das arme
Edelfraeulein standen sich wohl von Anfang an gegenueber, nochmehr aber,
als die fremde Nonne den gewaltigen Doktor, den ersten Mann der Stadt,
ja der Welt zum Gemahl bekam. Zur Erklaerung der Stimmung von Frau
Melanchthon muss wohl auch auf die bestehende Kleiderordnung verwiesen
werden, welche derjenigen von 1572 aehnlich gewesen sein wird. Die
Doktorsfrauen durften darnach eine guldene unverfuetterte Haube tragen,
und so ein alt Kleid zu kurz wird, es mit Sammet- und Seidegebraem
verlaengern--die _Magisters_frauen nicht, und Frau Melanchthon war blosse
Magisterin. Ferner durften Doktoren 8 Tische, Magister bloss 6 Tische bei
Hochzeiten haben; letztern waren auch Roecke, Barett oder Schlaepplin aus
Sammet und Seide verboten[451].
Es traten sogar einmal Missstimmungen Luthers gegen Melanchthon ein,
welche sich natuerlich auch auf die beiderseitigen Frauen uebertrugen.
Melanchthons Schwiegersohn Sabinus, ein Humanist und Poet, hatte Luthers
alten Gegner, den Kardinal-Erzbischof Albrecht, der sich gern als Maecen
aufspielte, als seinen Goenner gefeiert, und bei seiner Hochzeit mit
Melanchthons Toechterlein (1536) war der erzbischoefliche Kanzler Tuerk zu
Gast, ja Sabinus lebte eine zeitlang an Albrechts Hofe. Um diese Zeit
machten auch andere roemische Kirchenfuersten den Versuch, Melanchthon auf
ihre Seite zu bringen. Luther zuernte ueber die "Erasmischen Vermittler",
wenn er auch nicht glaubte, Melanchthon werde ein zweiter Erasmus
werden. Die Anhaenger Luthers, Cordatus und Schenk, gingen aber schaerfer
gegen Melanchthon vor und dieser scheute sich in seiner aengstlichen Art
vor einer offenen Aussprache mit Luther. Kaethe haette gerne eine
freundschaftliche Auseinandersetzung der beiden alten Freunde gewuenscht;
die "Doktorin" beklagte die Entfremdung derselben, sprach dies auch
gegen Kreuziger und andere Freunde aus, in der Hoffnung, eine
Auseinandersetzung herbeizufuehren. Aber dem widersetzte sich die
"Weibertyrannei" der Frau Melanchthon[452].
Jetzt kam noch etwas anderes hinzu. 1537 geriet ein gewisser M. Simon
Lemchen (Leminus) nach Wittenberg, der war ein Freund und
Gesinnungsgenosse des Sabinus, formgewandt, aber auch charakterlos wie
dieser. Fuer diesen Schoengeist verwendete sich Melanchthon um ein
Stipendium bei dem Rat von Augsburg, weil er zum Teil in Augsburg
erzogen war und diese loebliche Stadt fuer sein Vaterland hielt. Er bekam
auch wirklich eine Unterstuetzung
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