uen; es ziemt sich eher, dass sie bloss lispeln und stammeln. Das steht
ihnen wohl besser an." Und vom Unterschied der weiblichen und maennlichen
Beredsamkeit sagt er in einem andern Tischgespraech: "Die Weiber sind von
Natur beredt und koennen die Rethoricam, die Redekunst wohl, welche doch
die Maenner mit grossem Fleiss lernen und ueberkommen muessen. Das aber ist
wahr: in haeuslichen Sachen, was das Hausregiment, da sind die Weiber
geschickter und beredter; aber im weltlichen, politischen Regiment und
Haendeln taugen sie nichts. Dazu sind die Maenner geschaffen und geordnet
von Gott und nicht die Weiber. Denn wiewohl sie Worte genug haben, so
fehlet und mangelt's ihnen an Sachen, als die sie nicht verstehen; drum
reden sie davon auch laeppisch, unordentlich und wueste ueber die Massen.
Daraus erscheint, dass das Weib geschaffen ist zur Haushaltung, der Mann
aber zur Policei (Politik), weltlichem Regiment, zu Kriegen und
Gerichtshaendeln, die zu verwalten und fuehren."[398]
So kam Frau Kaethe bei den Gespraechen der Maenner wohl weniger zum Wort,
als sie verdient haette; und noch weniger fand man bemerkenswert, was sie
sagte. Es ist schade, dass die "Tischreden" so wenig von der Doctorissa
berichten. Aber den Tagebuchschreibern kam es vor allem auf theologische
Eroerterungen an--darum ist auch die einzige laengere Rede von Kaethe, die
sie der Aufzeichnung wert erachtet haben, eine theologische; zum andern
wollten sie des Doktors Reden bringen: die Erguesse seines uebergewaltigen
Geistes schienen ihnen allein der Nachwelt wuerdig.
13. Kapitel
Hausfreunde.
Die Humanistenzeit hatte ein ausgepraegtes Freundschaftsbeduerfnis,
welches nur ein Seitenstueck findet in der freundesseligen Stimmung
unserer klassischen Litteraturperiode im vorigen Jahrhundert. Dieses
rege Freundschaftsgefuehl aeussert sich einerseits in den zahlreichen
Besuchsreisen der befreundeten Humanisten, welche in jener Zeit der so
beschwerlichen Reisegelegenheiten doppelt auffallen, und dann in dem
heute ganz unbegreiflich reichen Briefwechsel, in welchem diese
Gelehrten damals mit einander standen. Alle moeglichen Dinge teilte man
sich brieflich mit, selbst die intimsten persoenlichen Erlebnisse und
Stimmungen; und wenn man gar nichts zu schreiben hatte, so schrieb man
sich auch dieses. "Ich schreibe Dir, um Dir zu schreiben, dass ich nichts
zu schreiben habe", ist kein ungewoehnlicher Briefinhalt dieser Zeit,
sogar bei Luther[399].
Den
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