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den Kirchen und Schulen geziemende
Zufluchtsstaetten zu gewaehren"[656].
Am folgenden Tag, nachmittags drei Uhr, war der Leichenzug der "edlen
Gemahlin des heiligen Mannes D. Luther". Von ihrer Gastwohnung die
Schlossgasse hinab an der neuerbauten grossartigen kurfuerstlichen Residenz
Hartenfels vorbei bewegte sich der gewaltige Zug von Buergern,
Professoren und Studenten durch die Wintergruene nach der Stadtkirche
St. Marien. Hier unter dem Knabenchor mit seiner schoenen Inschrift:
"Laudate dominum pueri!" wurde die muede Pilgerin unter den ueblichen
Feierlichkeiten bestattet und die Knaben werden ihr auch von droben ein
Abschiedslied gesungen haben[657].
Am Grabe der Mutter trauerten ihre Tochter und drei Soehne.
_Hans_ war herzoglich saechsischer Kanzleirat; er heiratete im folgenden
Jahre Elisabeth, die Tochter des Professors und Propstes an der
Schlosskirche in Wittenberg D. Kreuziger, den sich sein Vater selbst zum
Nachfolger erkoren hatte, der aber schon bald nach dem grossen Doktor
gestorben war. Spaeter kam Hans Luther zu seinem alten Goenner, dem Herzog
Albrecht von Preussen, in Dienst und starb nicht lange nach diesem 1575.
_Martin_, von dem sein Vater gefuerchtet hatte, er werde einmal ein
Jurist, studierte Theologie; er musste aber anhaltender Kraenklichkeit
wegen als Privatgelehrter leben und starb jung im vierunddreissigsten
Jahr, nachdem er mit Buergermeister Heilingers Tochter in Wittenberg
einige Zeit in kinderloser Ehe gelebt hatte.
_Paul_, der juengste, wurde ein angesehener Arzt, Dr. und Professor zu
Jena und herzoglicher Leibarzt, dann Rat und Leibarzt des
brandenburgischen und spaeter des saechsischen Kurfuersten. Er vermaehlte
sich bald nach der Mutter Tod mit seiner Verlobten Jungfrau Anna von
Warbeck, und Nachkommen von ihm in weiblicher Linie leben noch heute.
_Margarete_ vermaehlte sich 1555 "im Beisein vieler Grafen und Herren"
mit Georg von Kunheim, Erbherrn auf Knauten bei Koenigsberg, der in
Wittenberg studiert und vielleicht bei Frau Katharina gewohnt und
gespeist hatte. Sie lebte mit ihrem Gemahl, dem herzoglich preussischen
Landrichter zu Tapiau, in gluecklichster Ehe und starb als Mutter von
neun Kindern im Jahre 1570[646].
Von dem zahlreichen Geschlecht Luthers und der Ahnmutter Katharina sind
heutzutage noch wenige Nachkommen uebrig. Vom Kloster Nimbschen, wo
Jungfrau Katharina 15 Jahre lebte, stehen jetzt nur noch drei
altersgraue Mauern, von wilden Reben umrankt. Ue
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