ut;
Doctor Luther den kuehnen Held
mir zu einm Ehmann ausserwehlt,
dem ich im keuschen Ehstandt mein
gebahr drei Soehn und Toechterlein.
Im Witwenstand lebt sieben Jahr
nachdem mein Herr gestorben war.
Zu Torgau in der schoenen Stadt
man meinen Leib begraben hat;
biss Gottes Posaun thut ergehn
und alle Menschen heisst aufstehn;
alsdann will ich mit meinem Herrn
Gott ewig lobn, ruehmen, ehrn
und mit der Ausserwaehlten Schaar
in Freuden leben immerdar.
Weniger freundliche Denkmaeler haben der Gattin Luthers katholische
Schriftsteller gesetzt, welche die Ehe des Moenches und der Nonne als ein
Sakrileg und Skandal auffassten und in ihrer Weise ausbeuteten, wie
Luther selbst schon vor seinem Tode vorausgesehen und in seinem
Testament vorausgesagt hatte. Von protestantischer Seite sind fast nur
Verteidigungsschriften wider diese Verleumdungen ergangen, oder auch
gelehrte Stoffsammlungen und kleine Volksschriften[646].
Und doch lebt Katharina im Andenken des deutschen evangelischen Volkes
in deutlicher und freundlicher Erinnerung als die Gattin des gewaltigen
Doktors und deutsche Pfarrfrau, welche mit ihrem Manne das
gemuetansprechende Vorbild eines evangelischen Pfarrhauses geschaffen
hat.
Und mit Recht. Sie war eine tuechtige und brave Frau, wie man's zu ihrer
Zeit ausdrueckte: ein "frommes Weib", eine echte deutsche Hausfrau. Sie
hatte den Mut, Martinus Luther, "den kuehnen Held", zu ihrem Ehegemahl zu
erwaehlen, sie hat es gewagt, mit dem Geistesgewaltigen, dem
kaiserbuertigen Regenten der Kirche[646] zu leben, ihm zu genuegen, ihn zu
befriedigen. Und sie hat geleistet, was sie unternommen. Der grosse
Doktor hat sie geachtet, hat sie geliebt und gelobt. "Das aber ist das
wahre Lob, gelobt zu werden von gelobten Maennern."
[Illustration: Katharinas Handschrift und Siegel.][660]
Belege und Bemerkungen
Abkuerzungen
_Anton_, D.M.L. Zeitverkuerzungen. L. 1804.
_W. Beste_, Die Geschichte Katharinas von Bora, nach den Quellen bearb.
Halle 1843.
_Br. s.u._
_G. Buchwald_, Zur Wittenb. Stadt- u. Univers.-Gesch. L. 1893.
_C.A.H. Burkhardt_, Dr. M.L. Briefwechsel. L. 1866.
Consilia Theol. Witteb. Fr. 1664.
_Cordatus_, Tagebuch ueber Luther. 1553. Von H. Wrampelmeyer, Halle 1883.
_C.R._ = Corpus Reformatorum. Bretschneider, Halle 1834 ff.
_Grulich_, Denkwuerdigkeiten von Torgau. 2. Aufl. Torgau 1855.
_A. Hausrath_, Kleine Schriften religionsgesch. Inhalts.
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