n Reichstagen und
Religionsgespraechen, verzeichnete "viel Koestliches". Und so sind unter
der zahllosen Menge von Lutherreden (3000) auch einzelne authentische
Worte der Doktorin ueberliefert[387].
Wie es bei diesen Tischgespraechen zuging, das erzaehlt uns Matthesius.
Bescheiden und sittsam sassen die Leute da und sahen auf "Seine Wuerden,
den Herrn Doktor". "Wenn er uns nun Rede abgewinnen wollte, fing er an:
"Was hoert man Neues?" Diese erste Vermahnung liessen wir gehen. Wenn er
aber wieder anhob: "Ihr Praelaten, was Neues?" da fingen die Alten an zu
reden. D. Wolf Severus, so der Roemischen Koeniglichen Majestaet Praezeptor
gewesen, sass oben an, der brachte, wo niemand Fremdes vorhanden, als
gewandter Hofmann was auf die Bahn. Wenn so das Gedoeber anging, doch mit
gebuerlichem Anstand, so schossen die andern auch ihren Teil dazu"[388].
Alle moeglichen Dinge und Vorkommnisse gaben den Anlass zu kuerzeren oder
laengeren Reden, bald die Tagesneuigkeiten, bald ein Gast, jetzt die
Kinder mit ihrem Spiele oder Unarten und dann Peter Wellers Hund, der so
andaechtig morgens zum Essen war wie kein Beter. Alles musste zum
Anknuepfungspunkt oder zum Sinnbild fuer hoehere Wahrheiten dienen. Und
nicht selten gab Frau Kaethe durch eine Rede oder durch ihre blosse
Anwesenheit die Veranlassung zu sinnigen Bemerkungen[389].
Die Tischreden wurden meist lateinisch gehalten, wie die Briefe Luthers
mit allen "gelehrten", d.h. akademisch gebildeten, Maennern lateinisch
geschrieben wurden. Bei alltaeglichen Dingen, wo der deutsche Ausdruck
gelaeufiger war, ging es vom Latein ins Deutsche bunt durch einander.
Wenn ungelehrte Freunde oder Freundinnen zugegen waren, oder Frau und
Kinder der Unterhaltung folgen sollten, wurde deutsch gesprochen; doch
liefen auch da lateinische Brocken unter. Am treuesten ist dieser
Wechsel vom Latein und Deutsch bewahrt in Lauterbachs Tagebuch.
So viel verstanden aber auch die weiblichen Hausgenossen, teils vom
Kloster her, teils aus dem steten Hoeren von Lateinisch, dass sie sich
drein mischen konnten, oft sogar selbst vielleicht mit lateinischen
Phrasen. So Muhme Lene, welche auf die Frage, ob sie wieder ins Kloster
wolle, mit Non, Non! antwortete. Besonders aber die Doctorissa, wie sie
bei den jungen Leuten respektvoll genannt und geschrieben wurde[390].
So redete Luther einmal von der elterlichen Liebe: "Lieber Gott, wie
wird sich ein Herzpochen erhoben haben, da Abraham seinen einigen und
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