vor seinem ersten Krankheitsanfall (1527) sagte er zu
Bugenhagen: "Viele denken, weil ich mich unterweilen in meinem aeussern
Wandel froehlich stelle, ich gehe auf lauter Rosen; aber Gott weiss, wie
es um mich stehet meines Lebens halber. Ich habe mir oft vorgenommen,
ich wollte der Welt zu Dienst mich etwas ernstlicher und heiliger (weiss
nicht, wie ich's nennen soll) stellen; aber Gott hat mir solches zu thun
nicht gegeben." Und Bugenhagen bezeugte dabei: "Thut er ihm unterweilen
ueber Tisch mit Froehlichsein zu viel, so hat er selbst keinen Gefallen
daran und kann solches keinem gottseligen Menschen uebel gefallen, viel
weniger ihn aergern, denn er ist ein leutseliger Mensch und aller
Gleisnerei und Heuchelei feind."[384]
Luther redete gut und gern und viel. Er liebte besonders Sprueche,
sinnreiche Reden und huebsche Reime, Sprichwoerter und Anekdoten. Deren
wusste er sehr viel und die brachte er am Tisch wie auf der Kanzel vor.
Ueber und nach Tische wurde zwischen den Reden auch gesungen, und wer
eine gute Stimme hatte, auch Gaeste, mussten mitthun; Luther, der ein
guter "Lautenist" war, begleitete den Gesang[385].
So entstanden die beruehmten Tischgespraeche, die sich um die tiefsten und
hoechsten, die groessten und kleinsten Dinge, goettliche und menschliche,
himmlische und irdische drehten, bald im erbaulichsten Ernst,
bald im lustigsten Scherz, jetzt sinnig zart, dann in derber
Natuerlichkeit--obwohl der erste und Hauptherausgeber der Tischreden, der
ehemalige Feldprediger Aurifaber, spaeter Pfarrer in Erfurt, die derben
mit behaglicher Breite ausmalt, vergroebert und aus dem nicht ganz
sauberen Schatz seiner soldatischen Erinnerungen und Ausdrucksweisen
ergaenzt[386].
Diese Tischreden wurden naemlich von Luthers Juengern auf- und
nachgeschrieben, wie Jesu und Sokrates' Aussprueche und Gespraeche; zuerst
nach dem Gedaechtnis, spaeter nach gleichzeitigen Aufzeichnungen.
_Cordatus_ war der erste, der es wagte, hinter dem Tisch sitzend oder
davorstehend, die geistvollen Reden des Meisters--auch, wie ihm
Melanchthon warnend bedeutete, manches weniger zur Verewigung geeignete
Wort--in sein Notizbuch einzutragen. Andre Tischgenossen und Gaeste wie
_H. Weller_, _Veit Dietrich_, _Lauterbach_, _Besold_, _Schlaginhaufen_,
_Matthesius_, _Ferdinand a Mangis_, _Goldschmidt_ folgten seinem
Beispiel nach. Auch der Diakonus _Roehrer_, der beruehmte Schnellschreiber
und Notarius (Protokollfuehrer) der Evangelischen auf de
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