ass sie eine zeitlang in rechte Bedraengnis geriet, bis
ihr Mann eine ehrenvolle Stellung erwarb[346].
Auch Lenes Bruder, Cyriak, bereitete Luther grossen Aerger, indem er nach
dem Beispiel von Melanchthons und Dr. Beiers Sohn ein heimliches
Verloebnis einging, was die Wittenberger Juristen als giltig
anerkannten[347].
Am 26. August 1542 war der aelteste Sohn, Hans Luther, jetzt 16jaehrig und
bereits seit drei Jahren Baccalaureus, nach Torgau geschickt worden zu
Markus Crodel, der dort eine treffliche, von Luther hochgeschaetzte
Knabenschule hielt, damit er in Sprachlehre und Musik ausgebildet werde,
auch Sitte und Anstand lerne, wozu in der studentenwimmelnden Kleinstadt
und in Luthers ueberfuelltem Hause nicht der rechte Ort war; Luther war
sich auch bewusst, Theologen bilden zu koennen, aber keine Grammatiker und
Musiker. Daher wollte er Crodel, wenn er am Leben bliebe, noch spaeter
die zwei juengeren Soehne schicken. Der Gesellschaft und Aneiferung wegen
wurde auch Kaethes Brudersohn, Florian von Bora, mitgeschickt. Hans war
ein guter Junge, waehrend Florian schon einer haerteren Zucht bedurfte.
Der Mutter that der Abschied weh, noch mehr aber der aeltesten Schwester,
Lenchen, die mit besondrer Zaertlichkeit an ihm hing. Aber Hans gefiel es
gut im Pensionat des Praezeptors, er hatte ihn und seine Frau zu ruehmen;
er meinte sogar, es erginge ihm hier besser als daheim[646].
Kaum aber war der Bruder abgereist, so wurde Lenchen sterbenskrank.
Es war ein gar liebes frommes Maedchen, das seine Eltern ihr Lebtag nie
erzuernt hatte. Auf ihrem Sterbebette verlangte sie herzlich und
schmerzlich, ihren Bruder Hans nochmals zusehen; sie meinte, sie wuerde
dann wieder gesund werden. Kaethe musste ihren Wagen anspannen lassen und
der Kutscher Wolf fuhr mit dem Luther'schen Gefaehrt nach Torgau. Er
brachte einen Brief vom Vater an den Praezeptor, der lautete:
"Gnade und Friede, mein lieber Markus Krodel. Ich bitt' Euch, sagt
meinem Sohn Hans nicht, was ich Euch schreibe. Mein Toechterlein
Magdalena ist dem Ende nahe und wird bald heimkehren zu ihrem wahren
Vater im Himmel, wenn' s Gott nicht anders gefaellig ist. Aber sie sehnt
sich so sehr darnach, den Bruder zu sehen, dass ich den Wagen schicken
musste: sie lieben eins das andere gar so sehr--vielleicht, dass sein
Kommen ihr neue Kraft geben koennte. Ich thue, was ich kann, damit mich
nicht spaeter mein Gewissen beschwert. So sagt ihm also--doch ohne die
Ursach'--dass
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