s Kosmographen Dr. Sebald Muenster an der Seuche starb und dieser
selbst an sieben Beulen litt, nahm Luther zum Entsetzen der Wittenberger
die vier Kinder Sebalds aus dem verpesteten Hause zu sich. Guter Gott!
was entstand in der ganzen Stadt fuer ein Geschrei gegen Luther! Er
wollte den Erbarmungslosen und Furchtsamen ein Exempel geben[332].
Diejenige, welche am wenigsten wider diese starkmuetige Tapferkeit
Luthers einzuwenden hatte, war seine Gattin; und sie hatte doch die
groesste Muehe und Sorge mit den uebernommenen Kindern und war dazu wie vor
zehn Jahren ihrer Entbindung nahe. Und sie musste es buessen. Sie kam
ungluecklich nieder und schwebte lange Zeit zwischen Leben und Tod. Sie
fiel von einer Ohnmacht in die andre. Vergebens wurden alle staerkenden
Mittel angewendet, die Entkraeftung zu heben. Sie lag da wie eine atmende
Leiche, das Gesicht entstellt, die Gestalt verfallen. Wohl wurde sie von
besorgten Haenden aufs treulichste gepflegt und jeder Atemzug, jede
Bewegung beobachtet[333].
Luther wich nicht von der geliebten Frau und sagte darum seine Anwohnung
auf dem Schmalkalder Konvent ab. Er betete Kaethe wieder lebendig, wie
einst zu Weimar seinen Freund Melanchthon. Denn wunderbarerweise siegte
Kaethes starke Natur. Sie erholte sich, fing mit Appetit an zu essen und
zu trinken, stand wieder auf und kroch umher, indem sie sich mit den
Haenden an Tischen und Baenken hielt. Und bald that sie sich etwas zu gut
auf ihre wachsende Gesundheit und im April ist sie voellig wieder
hergestellt[334].
Die Freunde sahen in der wie durch ein Wunder genesenden Gattin des
Reformators das Weib der Offenbarung (Kap. 12): ein Sinnbild der durch
ein Gotteswunder genesenden kranken Kirche[335].
Im Sommer 1540 reiste Luther mit Melanchthon nach Eisenach, um dem
Reichstag in Hagenau naeher zu sein, aehnlich wie vor zehn Jahren in
Koburg dem Augsburger Tag. Melanchthon sollte nach Hagenau ziehen, aber
er wurde unterwegs in Weimar sterbenskrank; doch Luther hat ihn unsrem
Herrgott abgebetet. In Eisenach wohnte Luther im Pfarrhaus des Menius,
welcher mit nach Hagenau reiste. Sein "Fraulein" pflegte den
Wittenberger Doktor aufs sorgsamste und liebenswuerdigste, so dass Frau
Kaethe unbesorgt sein konnte. Und der Kinderfreund Luther entschaedigte
sich fuer die Entfernung von seinen Kleinen dadurch, dass er den
Pfarrbuben Timotheus ein Spiel mit Nuessen lehrte. Von hier aus schrieb
Luther fleissig Briefe nach Haus, erhielt freilic
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