harf in sie drang, so bekannte sie, sie waere eine
Buergerstochter aus Minderstadt in Franken; ihr Vater sei im
Bauernaufruhr gekoepft worden; sie irre als verwaistes Kind umher und
bitte um Gotteswillen ihr zu verzeihen und sich ihrer zu erbarmen. Der
gutherzige Mann that es. Das Juengferlein bezeugte sich gar sittsam und
artig, wusste sich in Gunst zu setzen und das Vertrauen aller im Hause zu
erschleichen, besonders sich bei den Kindern wohl anzumachen. Aber es
war ein schlechtes Weibsbild, das sich in das Haus gedraengt hatte. In
Keller, Kueche und Kammer kam allerlei weg; niemand wusste, wer der Dieb
war. Weiter lockte sie allerlei junge Leute an sich, die sie mit ihrer
angeblich hohen Abkunft beschwindelte, und trieb Unzucht mit ihnen.
Endlich entdeckte Frau Kaethe die Sache und entfernte, waehrend Luther auf
einer Reise war, die Person in aller Stille aus dem Hause. Luther war
froh, dass er nichts von allem gewusst hatte und dass sie jetzt fort sei.
Aber die Schwindlerin zog umher in allen Pfarrhaeusern, beruehmte sich
ihrer Bekanntschaft mit dem grossen Doktor und seinem Hause, log, trog
und stahl weiter. Immer von neuem tauchte sie auf, zuletzt nach mehreren
Jahren noch in Leipzig, so dass Luther dorthin an den Richter Goeritz,
seinen Gevatter, schreiben musste, um ihrem Unfug ein Ende zu machen.
Luther litt unendlich unter dieser Schmach, die seinem Hause
widerfahren, und meinte, die Papisten haetten ihm diese Teufelsperson auf
den Hals geschickt. Aber auch Frau Kaethe musste es schwer tragen und dazu
noch die Vorwuerfe ihres Mannes, welcher zuernte, dass man dieses Weibsbild
hatte entkommen lassen und nicht gleich in der Elbe ertraenkt habe. Er
meinte durch diese Erfahrung gewitzigt zu sein, und doch bekam er vor
seinem Ende noch eine "andere Rosine" ins Haus, die ihm den Aufenthalt
in Wittenberg verleiden half[312].
Ein anderes Vorkommnis setzte Frau Kaethe 1538 hart zu. Ein Tageloehner
arbeitete oft bei ihr, ein fleissiger und braver Mensch, nuechtern sanfter
wie ein Lamm, aber in der Trunkenheit ein Krakehler. An einem Sonntag
lief er in der ganzen Stadt herum und prahlte, er sei Famulus bei
Luther, und in der Aufregung schlug er jemand tot. Dann ward er
nuechtern, nahm mit Thraenen Abschied von Frau Luther und wurde fluechtig.
Ein Weib und drei Kinder, die er im groessten Elend zurueckliess, fiel
natuerlich Frau Kaethe zur Last[313].
11. Kapitel
Hochzeiten und Krankheiten, Pest und Tod.
Be
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