em Johann Friedrich Kurfuerst geworden, war Luther gar oft zu dem
ihm vorher schon sehr befreundeten neuen Landesherrn allein oder mit
andern Theologen nach Torgau geladen, wo er predigte, disputierte und
bei Tisch in ernstem und froehlichem Gespraech verblieb. Von dort sandte
der Doktor auch einmal an "seinen freundlichen lieben Herrn, Frau
Katharina von Bora, D. Lutherin zu Wittenberg" einen heiteren
Brief[299]:
"Gnade und Friede in Christo.
Lieber Herr Kaethe! Ich weiss Dir nichts zu schreiben, weil Magister
Philipps samt den andern selbst kommen. Ich muss laenger hier bleiben, um
des frommen Fuersten willen. Du magst denken, wie lange ich hier bleiben
werde, oder wie Du mich los machst. Ich halt', M. Franciscus wird mich
wieder los machen, wie ich ihn losgemacht habe, doch nicht so balde.
Gestern hatt' ich einen boesen Trunk gefasst, da musst' ich singen. Trink'
ich nicht wohl, das ist mir leid und thaet's so recht gerne, und hab
gedacht, wie gut Wein und Bier hab' ich daheime, dazu eine schoene Frauen
oder (sollt' ich sagen) Herrn. Und Du thaetest wohl, dass Du mir
hinueberschicktest den ganzen Keller voll meines Weines und eine Flaschen
Deines Biers, so oft Du kannst. Sonst komme ich vor dem neuen Bier nicht
wieder. Hiermit Gott befohlen samt unsern Juengern und altem Gesinde,
Amen.
Mittwoch nach Jakobi, 1534.
Dein Liebchen
Mart. LutheR, D."
Im Jahre 1535 kam der paepstliche Gesandte Kardinal _Vergerius_ durch
Wittenberg; mit glaenzendem Gefolge, zwanzig Pferden und einem Esel zog
er ins Schloss und liess Luther dahin einladen. Der liess sich schoen
schmuecken, haengte eine goldene Kette um und fuhr mit Bugenhagen, als der
deutsche Papst mit Kardinal Pomeranus, ins Schloss, wo er dem Legaten
gegenueber, wie er sich vorgenommen hatte, den rechten Luther spielte. Da
erzaehlte er auch dem Kirchenfuersten, um ihn zu aergern, von seiner Frau,
der ehrwuerdigen Nonne, und seinen fuenf Kindern, von denen der
Erstgeborene hoffentlich ein grosser evangelischer Theologe werden wuerde
[300].
Waehrend dieser Zeit waren mancherlei Veraendernden im Kreise der
Lutherschen Hausgenossen eingetreten. Natuerlich wechselte von Jahr zu
Jahr die Tafelrunde der jugendlichen Kostgaenger durch Abgang oder Zugang
zur Schule. Aber es starb auch einmal ein Schueler. So aus Nuernberg Hans
Zink Ostern 1531. Er war allen ein gar lieber Bube, sonderlich dem
Hausvater, indem er den Discant bei der abendlichen Hausmusik sang; aber
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