nach der Geburt verlor[288]. Mit hohem
Interesse wurden Luthers Schreiben empfangen und mit vieler Freude im
Kreise der zurueckgebliebenen Freunde vorgelesen. Grossen Jubel bei den
Tischgesellen erregte ein humorvoller Brief Luthers vom "Reichstag der
Dohlen und Kraehen", dem lustigen Abbild des Augsburger Reichstags. Da
wird gar ergoetzlich geschildert das Ab- und Zureiten "der Malztuerken",
ihr Scharwaenzen und Turnieren, ihr "Kecken" und Kriegsrat wider Korn und
Weizen. Und welche Freude erst war's, als goldene Fruehaepfel aus Nuernberg
mit dem Boten von Koburg fuer die Tischgesellschaft ankamen! Wie
leuchteten aber erst die Augen der Kleinen und seiner Gespielen ueber den
herzigen Maerchenbrief Luthers an sein "liebes Soehnichen Johannes" von
dem schoenen Paradiesesgarten. Wie hat sich da die Mutter gefreut und
Muhme Lene und des Jonas Jost und Melanchthons Lips, die auch in den
Garten kommen sollten, und der "Gruss und Putz" wird der Muhme Lene von
dem kleinen Hans ausgerichtet worden sein. Haenschen war ein braver Bub
und wird von seinem Praezeptor wegen seines Fleisses und Eifers
gelobt[289].
Aber auch ernste Briefe kamen von Koburg an, welche Frau Kaethe und die
Theologen interessierten und im Lutherhaus gemeinsam gelesen wurden,
oder auch unter den Freunden umliefen. Allerdings seine schwersten
Sorgen und Schmerzen schrieb Luther nicht darin, aber allerlei Anliegen
wegen der Zoeglinge und an seine Buchdrucker Schirlenz, Weiss und Rau. So
kamen vom 14. und 15. August mit einem Boten zwei Episteln an seine
"herzliebe Hausfrau"[290].
"Gnade und Friede in Christo.
Meine liebe Kaethe! Dieser Bote lief eilend vorueber, dass ich nichts mehr
schreiben konnte, nur dass ich ihn nicht wollte ohne meine Handschrift
gehen lassen. Du magst Herr Johann Pommern und allen sagen, dass ich bald
mehr schreiben will. Wir haben noch nichts von Augsburg, warten aber
alle Stunden auf Botschaft und Schrift. Aus fliegenden Reden haben wir,
dass unsers Widerparts Antwort soll oeffentlich gelesen sein; man habe
aber den Unsern keine Abschrift wollen geben, dass sie darauf antworten
moechten. Weiss nicht, ob's wahr ist. Wo sie das Licht so scheuen, werden
die Unsern nicht lange bleiben. Ich bin seit Lorenzentag recht gesund
gewesen und habe kein Sausen im Kopf gefuehlt; das hat mich fein lustig
gemacht zu schreiben, denn bisher hat mich das Sausen wohl zerplaget.
Gruesse alle und alles; ein andermal weiter. Gott mit euch. Amen. Und
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