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"Geschenke" veranlassten, nahm doch Luther solche nicht ohne Wahl und Mass
an. Er lehnte nicht nur das Hochzeitsgeschenk des Mainzer Erzbischofs
ab, er wies auch eine Gabe des Kurfuersten zurueck, weil er wisse, "dass
der hohe Herr des Gebens viel habe und zu viel den Sack zerreisse".
"Bitte derhalben Ew. Kurfuerstliche Gnaden wollten harren, bis ich selber
klage und bitte, auf dass ich durch solch Zuvorkommen Eurer Kurf. Gnaden
nicht scheu werde fuer andre zu bitten, die viel wuerdiger sind solcher
Gaben"[242].
Und ferner: "Ich will Ew. Kurf. Gn. unterthaeniglich bitten, nicht zu
glauben denen, die mich angeben, als habe ich Mangel; ich habe leider
mehr, sonderlich von Ew. K. Gn., denn ich im Gewissen vertragen
kann"[243].
Auch seine Freunde schilt er oft, dass sie des Schenkens zu viel
machen[244].
Wenn er Sommers von einem Pfarrherrn oder Schultheissen aufs Dorf zu
Gaste geladen wurde, so kam er gern mit einem Tischgesellen und hielt
eine Predigt. Aber er brachte allewege Speise und Trank fuer sich und
seine Begleiter mit, die ihm daheim Frau Kaethe zubereitet und in den
Wagen gepackt hatte[245].
Einem wegziehenden Famulus wuerde er gerne zehn Gulden geben, wenn er
sie haette; aber unter fuenf Gulden soll ihm seine Frau nicht geben und
was sie darueber kann geben, bittet der Doktor sie, das solle sie
thun--also bis auf den letzten Gulden mutet er der Hausfrau zu sich zu
entbloessen und doch traegt er der Frau gleichzeitig auf, ein Mitbringsel
fuer die Kinder zu kaufen, weil er selbst in Torgau nichts Sonderliches
faende[246].
Fuer seine Vorlesungen nahm Luther von den Studenten keine
Kollegiengelder. Ja, auch von seinen Schriften nahm er kein Honorar: 400
fl., die ihm ein Buchdrucker jaehrlich fuer den Verlag seiner Schriften
anbot, schlug er aus, auch die 1000 fl., welche Melanchthon ihm fuer die
Ausarbeitung des deutschen Aesop versprach. Eine Kure im Silberbergwerk
zu Schneeberg, welche ihm der Kurfuerst fuer seine Bibeluebersetzung 1529
schenken wollte, wies er ab: er wollte von der Welt seine geistige
Arbeit nicht bezahlt haben und wie Paulus mit dem Gotteswort nicht
Handel treiben[247].
Bei einer solchen Gesinnung und Handlungsweise ist es begreiflich, dass
die praktische Frau Kaethe auch einmal ueber ihren Doktor mit seiner
Geldverachtung seufzte. Als der gleichfalls wenig haushaelterische
Meister Philipp Melanchthon einmal bei Luther speiste und im Gespraech
ueber den Weltlauf von einem
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