der Frau Magister. Sie
wurde hier tuechtig vorgeschult fuer ihren spaeteren grossen
pflichtenreichen Haushalt. Und sie hat sich auch nach dem Zeugnis der
Wittenberger Universitaet in dem Hause Reichenbach "stille und wohl
verhalten"[108].
Aber auch andere Gedanken und Gefuehle erwachten in ihr und wurden ihr
von aussen nahe gelegt. Und auch hier machte sie Erfahrungen und erfuhr
sie schmerzliche Enttaeuschungen, die sie weltkluger und vorsichtiger
machten.
Katharina war jetzt 24 Jahre alt, eine reife, ja nach den Anschauungen
jener Zeit, welcher das 15. bis 18. Lebensjahr einer Jungfrau fuer das
richtigste heiratsfaehige Alter galt, eine ueberreife Jungfrau. Dass sie an
Verehelichung dachte, ist begreiflich. Denn sie hatte weder eine
Stellung noch Vermoegen. Der Aufenthalt bei ihren Pflegeeltern konnte
doch nur ein voruebergehender und nicht befriedigender sein. Luther, der
die besondere Sorge fuer diese, wie fuer andere ausgetretene Klosterleute
uebernommen, hatte ohnedies schon von Anfang die ausgesprochene Absicht,
diejenigen, welche in ihren Familien keinen Unterhalt und Aufenthalt
finden konnten, zu verheiraten. Und seine gesamte Anschauung ging
dahin--darin hatte er die echt baeuerliche Ansicht seines Vaters--dass der
Mensch zum Familienleben geboren und gerade das Weib von Gott zur Ehe
bestimmt sei[109].
Nun kam damals im Mai oder Juni 1523 in die Universitaetsstadt Hieronymus
_Baumgaertner_, ein Patriziersohn aus Nuernberg, "ein junger Gesell mit
Gelehrsamkeit und Gottseligkeit begabt". Er hatte frueher (1518-21) in
Wittenberg studiert und bei Melanchthon seinen Kosttisch gehabt und
wollte jetzt seine alten Lehrer und Freunde in Wittenberg: Luther und
besonders Melanchthon besuchen, mit dem er spaeter in regem Briefwechsel
stand[110]. Dieser junge Mann erschien Luther als der rechte Gatte fuer
seine Schutzbefohlene: er war 25 Jahre alt, Kaethe 24, beide aus
vornehmem Hause; sie ohne Vermoegen, um so mehr passte in Luthers Augen
der wohlhabende Nuernberger fuer sie. Und er wird wohl dafuer gesorgt
haben, dass Baumgaertner an sie heran kam und an ihr Wohlgefallen fand.
Auch Kaethe fasste eine raschaufwallende Neigung fuer den jungen Mann, war
er ja wohl der erste, der sich der gewesenen Nonne naeherte. Vielleicht
haben sich die beiden auch zuerst gefunden, und Luther betrieb es nun in
seiner Art eifrig, die zwei zusammenzubringen. Jedenfalls wurde die
gegenseitige Neigung in dem Freundeskreise bekannt, und
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