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Gatte sah das ein und bemerkte einmal, dass nur unser Herrgott sich von
seinen Menschenkindern mehr gefallen lassen muesse als eine Mutter[185].
Da war es denn ein grosser Segen, dass Frau Kaethe in ihrem Hause eine
Stuetze fand an ihrer Tante, _Magdalene von Bora_.
Diese war bald nach ihrer Nichte selber aus Nimbschen entwichen und
wohnte jetzt im schwarzen Kloster in einem besonderen Stueblein. Sie war
als "Muhme Lene" der gute Hausgeist, die echte und rechte Kindertante in
der Lutherischen Familie. Als Siechenmeisterin hat sie sich ja zum
Warten und Pflegen schon im Kloster ausgebildet. Und so wartete und
huetete sie die kleinen Grossneffen und Grossnichten, spielte und betete
mit ihnen, verwoehnte sie auch wohl und vertuschte ihre boesen Streiche,
pflegte sie in den Kinderkrankheiten und war auch fuer Frau Kaethe in
ihren Kindbetten und Krankheiten die sorgsame Pflegerin und Lehrerin.
Luther will in dem Maerchenbrief von der Koburg an sein Soehnchen Hans die
"Muhme Lene" auch mitbringen lassen in den schoenen Wundergarten und laesst
sie gruessen und ihr einen Kuss "von meinetwegen" geben; und auch sonst
sendet er Muhme Lene seine Gruesse[186].
Zu den eigenen Kindern im Lutherischen Hause kamen bald andere. Zunaechst
Verwandte, Neffen und Nichten, dann aber Kinder von Freunden und
Bekannten, und endlich fremde Kostgaenger.
Der erste war Cyriak Kaufmann, der Sohn einer Schwester Luthers; er kam
als Studiosus nach Wittenberg und wurde am 22. November 1529
immatrikuliert. Er begleitete 1530 seinen Oheim auf die Koburg und
dieser schickte ihn im August nach Augsburg, dass er sich in der grossen
Stadt einmal das Treiben eines Reichstags ansehe; dann musste er wieder
zu seinen Studien nach Wittenberg; auf der Heimreise brachte er von
Nuernberg den Lebkuchen fuer seinen kleinen Vetter Hans Luther mit[187].
Luthers Schwager und Schwester Kaufmann starben frueh und so kamen
allmaehlich alle fuenf Waisen derselben zu ihrem Oheim nach Wittenberg,
ausser dem genannten Cyriak noch seine jungen Geschwister, die Brueder
Fabian und Andreas, welche 1533 am 8. Juni fruehzeitig mit dem erst
siebenjaehrigen Hans Luther zu Wittenberg als akademische Buerger
eingeschrieben wurden, und die Schwestern Lene und Else. Es war keine
Kleinigkeit, fuenf elternlosen Kindern Vater und besonders Mutter zu
sein, zumal, da sie nicht alle wohlgeraten waren und namentlich Lene
Sorge machte, so dass Luther einmal erklaerte, wenn sie nicht gut
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