en nur
langsam fertig brachte und das Kind die Milch schwer vertrug. Der Knabe
wird bald froehlich und kraeftig und ein homo vorax et bibax (starker
Esser und Trinker), lernt auf den Knieen rutschen; zu Neujahr 1527
bekommt er Zaehne, lernt stehen und gehen und faengt an zu lallen und mit
lieblichen Beleidigungen alle zu schelten. Zur Belohnung fuer all diese
Kuenste schickt Jonas dem kleinen Hans einen "silbernen Johannes", ein
Geldstueck mit dem Bild des Kurfuersten[167].
Bald ist der Zweijaehrige gar stolz ueber eine Klapper, die er vom
Pfarrer Hausmann geschenkt erhielt (1528). Dieser Erstgeborene wird
jahrelang in jedem Brief erwaehnt und muss immer und ueberall hin die
Freunde gruessen. Es ist ein herziges Bild, wenn der Vater von seinem
Soehnchen erzaehlt: "Wenn ich sitze und schreibe oder thue sonst etwas, so
singet er mir ein Liedlein daher, und wenn er's zu laut will machen, so
fahre ich ihn ein wenig an; so singet er gleichwohl fort, aber er
machet's heimlicher und mit etwas Sorgen und Scheu. Also will Gott auch,
dass wir immer froehlich sein sollen, jedoch mit Furcht und Ehrerbietung
gegen Gott." Und wieder sass Haenschen am Tisch und lallete vom Leben im
Himmel, wie eine so grosse Freude da waere mit Essen und Tanzen, da waere
die groesste Lust: die Wasser floessen mit eitel Milch und die Semmeln
wuechsen auf den Baeumen. Da freute sich der Doktor ueber das selige Leben
des Kindes[168].
Anderthalb Jahre blieb Haenschen allein, da folgte am 10. Dezember 1527,
waehrend die Pest in Wittenberg und im Hause Luthers wuetete, ein
Schwesterlein, Elisabeth. Jonas gratuliert dem Doktor dazu und scherzt
von seinem kleinen Soehnchen: "Mein Sohn begruesst deine Tochter als seine
zukuenftige Braut." Aber am 3. August des folgenden Jahres in der
gefaehrlichen Zeit des Zahnens starb das zarte Toechterlein und wurde in
grosser Trauer auf dem Gottesacker vorm Elsterthore bestattet. Da erhielt
es einen (noch vorhandenen) kleinen Grabstein mit der lateinischen
Inschrift: "Hier schlaeft Elisabeth, M. Luthers Toechterlein." Schwer nur
troesteten sich die trauernden Eltern mit dem Gedanken: "Elisabeth ist
von uns geschieden und zu Christo durch den Tod ins Leben gereist."[169]
Am 4. Mai des folgenden Jahres wurde ihnen Ersatz fuer Elisabeth in einem
zweiten Toechterlein: Magdalena. Amsdorf, der Magdeburger Superintendent
(Bischof), und Frau Goritzen, Gattin des Magisters und spaeteren
Stadtrichters in Leipzig, wurden Paten.
|