grosse Anzahl Professorenfrauen in Wittenberg von Adel waren. Und
gar Luthers Gattin zu heissen, des gefeiertsten Mannes nicht nur in ganz
Wittenberg, sondern in der ganzen Christenheit, musste einem Weibe von
Selbstgefuehl schmeicheln, wenn es sich auch umgekehrt sagen musste, dass
mit der Groesse des Mannes auch all der Hass und die Beschimpfung mit in
Kauf zu nehmen, welche ihm die Feinde entgegenbrachten. Es war auch ein
gewagtes Unternehmen, einen solchen ausserordentlichen Mann zu
befriedigen, des Gewaltigen ebenbuertige Lebensgefaehrtin zu werden.
Jungfer Kaethe hatte den Mut wie das Selbstbewusstsein dazu.
So weigerte sich Kaethe der Annaeherung Luthers nicht.
Die foermliche Bewerbung Luthers ist wahrscheinlich erst Dienstag den 13.
Juni geschehen, natuerlich im Reichenbachschen Hause. Ein spaeterer
Bericht sagt, dass Kaethe ueberrascht war und anfaenglich nicht gewusst, ob
es Luthers Ernst sei, dann aber eingewilligt habe. Gleich abends am
selben Tage war die Trauung oder "das Verloebnis", entweder ebenfalls
beim Stadtschreiber oder moeglicherweise in Luthers Behausung im Kloster.
Auf die Zeit des Nachtmahls lud der Doktor den Stadtpfarrer Bugenhagen
und den Stiftspropst Jonas, den Juristen Apel und den Ratsherrn und
Stadtkaemmerer Meister Lukas Kranach und seine Frau--Melanchthon war
nicht dabei--was Jonas ausdruecklich als auffaellig hervorhebt: er war so
aengstlich ueber diesen Schritt seines grossen Freundes, dass er nicht zu
diesem Akt passte. Auch seinen Freund Dr. Hier. Schurf konnte Luther
nicht zu seinem Rechtsbeistand waehlen, weil dieser Lehrer des
buergerlichen und kirchlichen Rechts allerlei juristische Bedenken hatte
gegen die Priesterehe[131].
Die Trauung geschah nach den herkoemmlichen Braeuchen[132]: der
Rechtsgelehrte vollzog die rechtlichen Formalitaeten, den schriftlichen
Ehevertrag, er (oder Bugenhagen) fragte im Beisein der Zeugen den
Braeutigam, ob er die Braut zum Weibe nehmen und die Braut, ob sie den
Mann zum ehelichen Gemahl haben wollte. Dann gab der Pfarrer sie beide
mit Gebet und Segen zusammen. Darauf folgte ein kleines Abendessen und
dann das Beilager: Braut und Braeutigam wurden zum Brautbett gefuehrt,
lagerten sich darauf unter einer Decke und damit war die Ehe
gueltig[133].
Das war Luthers "Geloebnis", wie es in der Wittenberger Redeweise hiess.
Jonas konnte sich beim Anblick der Verlobten auf dem Brautlager nicht
enthalten, Thraenen zu vergiessen, so sehr war er bewegt
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