. Aber auch die
Gemueter der anderen waren gewiss in grosser Bewegung, nicht zum wenigsten
Luther und Kaethe[134].
Am folgenden Morgen, Mittwoch, gab Luther den Freunden ein kleines
Mittagsmahl, das damals um 10 Uhr stattfand. Da mittlerweile die
Vermaehlung in dem kleinen Wittenberg rasch bekannt geworden war, so
sandte der Stadtrat einen Ehrentrunk von einem Stuebchen (= 4 Mass)
Malvasier, einem Stuebchen Rheinwein und anderthalb Stuebchen
Frankenwein[135].
"Das Geloebnis" war aber nach damaliger Sitte nicht die "Beilage" oder
oeffentliche Hochzeit; diese folgte erst spaeter mit oeffentlichem
Kirchgang und der "Wirtschaft" (d.i. Hochzeitsschmaus) und feierlicher
Heimfuehrung der "Jungfer Braut". Vierzehn Tage nach der Trauung,
Dienstag den 27. Juni, folgte nun bei Luther dieses hochzeitliche Mahl
und "Heimfahrt", denn das junge Ehepaar und seine Freunde wollten nicht
nur die Sitte ehren, sondern gerade recht auffaellig in oeffentlicher
Feierlichkeit vor der Welt ihren heiligen Ehestand ehrenvoll bezeugen.
Dazu lud der Doktor seine Eltern und seinen Schwager Dr. Ruehel in
Mansfeld nebst noch zwei Mansfeldischen Raeten, Johann Duerr und Kaspar
Mueller, ferner den Hofkaplan M. Spalatin und den Pfarrer Link in
Altenburg, den kuehnen Befreier der Nonnen Leonhard Koppe als "wuerdigen
Vater Prior", den Kurfuerstlichen Hofmarschall Dr. Johann von Dolzig, vor
allem aber den Superintendenten ("Bischof") Amsdorf in Magdeburg
u.a.[136].
Die mit Scherz und Ernst gewuerzten Einladungsbriefe an diese
Gaeste--ausser dem an die Eltern--sind noch vorhanden. Da schreibt Luther
an die drei Mansfeldischen Raete: "Bin willens, eine kleine Freude und
Heimfahrt zu machen. Solches habe ich Euch als guten Herren und Freunden
nicht wollen bergen und bitte, dass Ihr den Segen helft darueber sprechen.
Wo Ihr wolltet und koenntet samt meinem lieben Vater und Mutter kommen,
moegt Ihr ermessen, dass mir's eine besondere Freuden waere". An Link: "Der
Herr hat mich ploetzlich, da ich's nicht dachte, wunderbarer Weise in
den Ehestand versetzt mit der Nonne Kaethe von Bora.... Wenn Ihr kommt,
will ich durchaus nicht, dass Ihr einen Becher oder irgend etwas
mitbringt". An Dolzig: "Es ist ohne Zweifel mein abenteuerlich Geschrei
fuer Euch kommen, als sollt ich ein Ehemann worden sein. Wiewohl nun
dasselbige fast seltsam ist und ich's selbst kaum glaube, so sind doch
die Zeugen so stark, dass ich's denselben zu Dienst und Ehren glauben
muss, und fue
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