tor Martini
ehelichem Weibe zum neuen Jahr (1526) ein Schwebisch" (schwaebisches
Tuch)[143].
Der einzige Mitbewohner und neben Luther letzte Moench, der Prior Brisger
verheiratete sich gleich nach Luther und zog nach einiger Zeit in sein
neugebautes Haeuschen, das neben dem Kloster, aber vorn an der Strasse
gelegen war, dann auf die Pfarrei Altenburg. Von den alten
Klosterbewohnern blieb nur Luthers Famulus Wolfgang Sieberger im Hause,
der arm an Geld und Geistesgaben zwar zu studieren angefangen, aber es
nicht hatte fortsetzen und vollenden koennen, und besser zu einem Diener
taugte als zum Gelehrten, eine treue Seele, die von 1517 bis zu Luthers
Tod im Hause blieb und den Doktor nur um ein Jahr ueberlebte. Eine Magd
war auch da und andere folgten bald, als der Haushalt sich ausdehnte.
In diesem Hause nun gewoehnte sich das junge Paar zunaechst einigermassen
in Ruhe in den Ehestand und aneinander, und Luther schrieb da: "Ich bin
an meine Kaethe gekettet und der Welt abgestorben"[144].
Es war dem 42jaehrigen Gelehrten, Junggesellen und ehemaligen Moench im
ersten Jahre des Ehestandes ein seltsames Gefuehl, wenn er jetzt
selbander bei Tische sass statt allein, oder wenn er morgens erwachend
zwei Zoepfe neben sich liegen sah. Aber auch der juengeren Ehefrau, der
frueheren Nonne mochte ihr neuer Stand seltsam duenken, hier im ehemaligen
Kloster, namentlich an der Seite des gewaltigen Mannes, der die
Weltordnung umgekehrt hatte und mit Papst, Kaiser, Welt und Teufel im
Kampfe lag[145].
Da sass Kaethe in dieser ersten Zeit bei Luther hinten in seiner
Studierstube, von wo er mit dem Flammenschwert seiner Feder den Papst
gestuermt, sah ihn von Buechern umgeben, den Tisch mit Briefen und
Schriftbogen bedeckt, spann und horchte ihm zu und that auch Fragen nach
diesem und jenem. Ihre Fragen zeugten nicht immer von Welterfahrung und
theologischer Bildung. So ergoetzte es den Gelehrten, als sie einmal
fragte: "Ehr Doktor, ist der Hochmeister in Preussen des Markgrafen
Bruder?" Es war dieselbe Person. Luther weihte seine junge Frau bald in
theologische Fragen ein. Als ihm Jonas 1527 seine jetzige Ansicht ueber
Erasmus meldete, las er seiner Frau ein Stueck des Briefes vor. Da sprach
sie alsbald: "Ist nicht der teure Mann zur Kroete geworden?" Und sie
freute sich, dass Jonas nun die gleiche Ansicht mit Luther ueber Erasmus
hatte. Mit der Zeit erweiterte sich ihr Wissen, sie lernte in ihres
Mannes Haus, wo so viele Faeden der
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