recht; alle seine besten Freunde schrieen: "Nicht diese, sondern
eine andere!" Und wohl um es zu verhindern, brachten "boese Maeuler" sogar
eine boshafte Nachrede auf. Aber gerade das bewog Luther, der Sache
rasch ein Ende zu machen, bevor er die gegen ihn aufgebrachten Maeuler
zu hoeren genoetigt wuerde, wie es zu geschehen pflegt, und "weil der Satan
gern viel Hindernis und Gewirrs mache durch boese Zungen"[127]. Er
"betete zu unserm Herrn Gott mit Ernst", wie er berichtet, und handelte
dann ohne Menschen-Rat und -Bedenken, ja wie Melanchthon klagt, ohne
seinen Freunden etwas davon zu sagen[128].
Mit Katharina hatte sich Luther jedenfalls ins Einverstaendnis gesetzt:
wenn er schon wochenlang schreiben konnte "Meine Kaethe", so musste sie
doch von seinen Absichten wissen.
Dass Kaethe an Martin Luther auch ein rein menschliches Gefallen fand,
begreift sich. Er war wohl schon 42 Jahre alt und 16 aelter wie sie
selbst. Aber ein Zeitgenosse bezeugt: "Ein fein klar und tapfer Gesicht
und Falkenaugen hatte er und war von Gliedmassen eine schoene Person. Er
hatte auch eine helle feine reine Stimme, beides zu singen und zu reden,
war nicht ein grosser Schreier". Auch einem edeln, feineren Geschmack
musste der ehemalige Moench und Bauernsohn zusagen: er hielt etwas auf ein
ansprechendes Aeussere und wegen seiner Sorgfalt in der Kleidung nannten
ihn sogar seine Gegner tadelnd einen "feinen Hofmann", denn er trug
"Hemden mit Baendelein", hatte einen Fingerring und gelbe Stiefel[129].
Dabei war Luther fuer alles Schoene in Kunst und Natur eingenommen, ein
guter Saenger und "Lautenist", heiteren Sinnes und froehlicher Laune.
Aber noch mehr musste Luthers Gemuetsart einem weiblichen Wesen zusagen:
er war bei aller Heftigkeit doch gutmuetig, bei aller Halsstarrigkeit
lenkbar wie ein Kind, bei aller Derbheit doch sinnig und feinfuehlig.
Dabei war er "ein frommer (guter) Mann", der sein Weib herzlich lieb
haben konnte, und in dessen Besitz, wie er selber sagte, eine Frau sich
als Kaiserin duenken duerfte[130].
Freilich auch die aeussere Stellung, welche Luthers Gemahlin einnahm,
musste einen hochstrebenden Sinn reizen. Das Doktorat war in dieser
Humanistenzeit noch hoeher gewertet als heutzutage die akademische
Professur, es stand mindestens dem Adel gleich. Der einfachste Doktor,
der vom Bauern- und Handwerkerstand sich emporgearbeitet hatte, wurde
von adeligen Jungfrauen als wuenschenswerter Ehegenosse begehrt, sodass
eine
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