reussen, der aelteste vielleicht auch ferne; den
anderen Verwandten war Kaethe doch durch ihr Klosterleben entfremdet, es
hatte sich ja auch bisher niemand von ihnen ihrer angenommen. So musste
sie ihre Gefreunde und Verwandte in ihren Pflegeeltern und Luthers
Freunden und Eltern sehen. Und wenn ihr's an ihrem Hochzeitsfest recht
wehmuetig ums Herz gewesen sein wird, so musste sie doch die hohe
Verehrung und Freundschaft troesten, welche ihr Gatte bei seinen
Amtsgenossen und Landsleuten gefunden hatte.
6. Kapitel
Das erste Jahr von Katharinas Ehestand.
Luther fuehrte nach seiner Vermaehlung die junge Frau in seine Wohnung im
Augustinerkloster. Denn dies hatte ihm der Kurfuerst Johann der
Bestaendige, der seit Mai seinem Bruder Friedrich dem Weisen gefolgt war,
unter der Bedingung des Vorkaufsrechts zur Verfuegung gestellt.
Das "schwarze Kloster" lag oben am Elsterthor, unmittelbar am Wall und
Graben, still und abgewandt von der Welt, von der Strasse durch einen
grossen Hof geschieden. Das dreistoeckige Hauptgebaeude gegen die Elbe zu
gelegen war die Behausung der Moenche gewesen und jetzt Luthers
Aufenthalt. In der westlichen Ecke nach Mittag gerichtet und mit
Aussicht auf die gelben Fluten des Stromes war Luthers Zelle, woraus er
"den Papst gestuermt hatte": sie blieb auch jetzt seine Studierstube.
Dagegen richtete das Ehepaar nach dem Hofe zu, wo die Gemaecher des
ehemaligen Priorats lagen, die geraeumige Wohnstube ein, worin auch
gespeist und die Besucher empfangen und Gaeste bewirtet wurden. Davor lag
ein kleineres Empfangszimmer mit Holzbaenken. Die Decken der Gemaecher und
bis zur halben Hoehe auch die Waende des behaglichen Wohnzimmers waren mit
Holzgetaefel versehen, an den Waenden hin zogen sich Baenke, Pfloecke
darueber dienten zum Aufhaengen von Geraeten und Kleidern. Zwei grosse
Fenster mit Butzenscheiben schauten in den Klosterhof. Aber um
deutlicher zu sehen, waren kleine Schiebfenster angebracht, welche
klirrend geoeffnet wurden, wenn dahinter etwas beobachtet werden sollte,
ein Besuch kam oder ging oder auf die Dienstboten und das Geziefer des
Hauses geachtet werden sollte. Dort in der Fensternische wurde ein
einfacher hoelzerner Sitz aufgestellt mit einer Art Pult, der als
Naehtisch dienen mochte. Ein maechtiger Eichentisch auf Kreuzgestellen
stand in der Mitte und die eine Ecke fuellte ein maechtiger Kachelofen.
Darum hiess die Wohnstube auch "das gewoehnliche Winterzimmer". Es war
wohl
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