n nach der Flucht der neun Nimbscher Nonnen, am 28. April,
wagten sechs Nonnen aus Sornzig die Flucht, trotzdem dies Kloster im
Lande des Reformationsfeindes Herzogs Georg lag, und trotz des
schrecklichen Schicksals, das um diese Zeit den Entfuehrer einer Nonne
betroffen hatte, der zu Dresden gekoepft worden war. Und weitere acht
flohen aus Peutwitz[99].
Im selben Jahre der Flucht Katharinas traten noch 16 Nonnen in
Widderstetten auf einmal aus. Zwei Jahre darauf wandten sich wieder
andere "elende Kinder" an Luther aus dem fuerstlichen Kloster Freiberg im
Gebiete seines grimmen Feindes, Herzogs Georg. Und wieder wandte sich
Luther an den bewaehrten Nonnen-Entfuehrer Leonhard Koppe, den er
scherzweise "Wuerdiger Pater Prior" anredet. Luther wusste, dass diese
Zumutung fast zu viel und zu hoch sei--es konnte ja diesmal ernstlich
das Leben kosten--und meinte, Koppe wisse vielleicht jemand anderes, der
dazu helfen koennte. Aber der verwegene Mann liess sich um ein solches
wagehalsiges Stueck schwerlich vergebens bitten und--zu Georgs
allerhoechstem Verdruss--glueckte das Wagestueck, wie die Entfuehrung aus
Nimbschen[100].
4. Kapitel
Eingewoehnung ins weltliche Leben.
Nachdem die Befreiung Katharinas und ihrer Mitschwestern so gut gelungen
war, fragte es sich nun, was sollte mit ihnen werden?
Die Sorge blieb an Luther haengen. Nochmals wandte er sich an die
Angehoerigen der Entflohenen und wird ihnen die Gewissen genugsam geweckt
und ihre Pflicht eingeschaerft haben, sich ihrer erbarmungswerten
Toechter, Schwestern und Basen anzunehmen; das geht aus dem offenen Brief
an Koppe und einem anderen an Spalatin hervor, worin es heisst: "O, der
Tyrannen und grausamen Eltern in Deutschland!"[101]
Zugleich aber hatte er den Fall vorgesehen, dass die Verwandten,
wenigstens zum Teil, ablehnten, fuer die Nonnen zu sorgen. Daher
ueberdachte er, wie er sie unterbringen koennte. Aber von seinen
"Kapernaiten" (den Wittenbergern) konnte und wollte er keine
Geldunterstuetzung oder Anleihe erhalten; dagegen erhielt er von mehreren
Seiten Versprechungen, den Gefluechteten eine Unterkunft zu bieten.
Etliche wollte er auch, wenn er koenne, verheiraten. Amsdorf schrieb
scherzend an Spalatin: "Sie sind schoen und fein, und alle von Adel, und
keine fuenfzigjaehrige darunter. Die aelteste unter ihnen, meines gnaedigen
Herrn und Oheims Dr. Staupitz Schwester, hab ich Dir, mein lieber
Bruder, zugerechnet zu einem ehelichen Gemahl,
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