rt geblieben. Eine weisse Spitze am Halsausschnitt,
zusammengehalten von einer Spitzenschleife, die einen silbernen Pfeil
trug. So ging sie Sonntags gekleidet und Fraeulein Raimars Vorschrift
lautete, dass sie sich heute sonntaeglich kleiden sollten.
"O Gott, wie hausbacken siehst du aus, Rosi! Als ob du in die Kirche gehen
wolltest, so ernst und feierlich!" rief Orla. "Hast du denn nicht ein
farbiges Band anstatt der weissen Schleife?"
Sie hatte keins und jetzt half Melanie aus. Bereitwillig lieh sie Rosi
eine ganz neue rosa Atlasschleife und freute sich herzlich, wie furchtbar
nett sie derselben stand.
"Betrachte dich nur einmal," sagte sie und hielt ihr den Handspiegel vor
die Augen. "Nun, was meinst du dazu? Nicht wahr, jetzt siehst du nicht
mehr aus wie {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}Gottesfurcht vom Lande{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}!"
"Die Schleife gefaellt mir wohl gut," meinte Rosi, "aber es ist mir ein
peinliches Gefuehl, geliehene Sachen zu tragen."
"_O sancta simplicitas!_" rief die geniale Flora. "Kind, du gehst in
deiner Pedanterie wirklich zu weit! Unter Freundinnen herrscht Gleichheit,
da kann von geliehenen Sachen keine Rede sein!"
Und um dies Wort gleichsam zur That zu machen, griff sie in Melanies
offenstehenden Blumenkasten, nahm eine feuerfarbene Nelke heraus und
befestigte dieselbe an ihrem Guertel.
"Du erlaubst doch, Melanie?" fragte sie so nebenhin, "die rote Farbe steht
mir wirklich brillant!" und mit einem wohlgefaelligen Blick betrachtete sie
sich in dem Spiegel.
"Nellie und Ilse, wo bleiben sie nur?" fragte Orla.
Eben traten sie ein. Beide waren geschmackvoll gekleidet. Nellie im
schottischen Kleide, am Hals und den Aermeln mit echten Spitzen garniert,
sah grazioes und vorteilhaft aus, ebenfalls Ilse, die ueber ihr blaues Kleid
einen breiten Spitzenkragen gelegt hatte. Darueber trug sie die
Korallenkette, mit welcher auch Nellie sich geschmueckt hatte.
"Schnell noch diese Margueriten in dein Haar!" rief Melanie und machte
Miene, dieselbe Ilse in ihren Locken zu befestigen. Aber die wehrte es ab.
"Geh mit deinen Blumen!" entgegnete sie abwehrend, "ich mag die toten,
nachgemachten Dinger nicht leiden!"
"Wie du willst," sagte Melanie etwas schnippisch und warf die verschmaehten
Gaensebluemchen wieder in den Kasten.
Die Maedchen verliessen das Zimmer und stiegen die Treppe hinunter.
"Orla ist doch die eleganteste von uns," bemerkte Melani
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