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"Der Kopf thut mir halt a bissel weh," entgegnete Lilli, "aber gar nit viel, - gewiss nit," beteuerte sie, als Ilse sie besorgt ansah. "Morgen thut er nit mehr weh, - morgen geh ich ganz gewiss auf den Ball! Du gehst auch mit," sagte sie zu ihrer Puppe, die nach ihrer Geberin, Ilse, getauft war. "Aber artig musst halt sein, sonst wirst in dein Bett gesteckt!" - "Doch mit des Geschickes Maechten Ist kein ew'ger Bund zu flechten Und das Unglueck schreitet schnell." Acht Tage spaeter schrieb Flora diese inhaltschweren Worte in ihr Tagebuch. - Am andern Morgen lag Lilli heftig fiebernd in ihrem Bette. Der herbeigerufene Arzt machte ein ernstes Gesicht. "Sie hat starkes Fieber," sagte er und verordnete Eisumschlaege auf den Kopf, die jede halbe Stunde gewechselt werden mussten. Das lebhafte Kind lag still und teilnahmlos da. Fraeulein Guessow sass recht sorgenvoll an Lillis Bett, die eben etwas eingeschlummert war. Die Vorsteherin beruhigte sie und meinte, dass Lillis ganze Krankheit ein heftiges Schnupfenfieber sein werde, sie habe bei Kindern oftmals aehnliche Faelle erlebt. Die junge Lehrerin schuettelte unglaeubig den Kopf. "Wenn nur der Ball heute abend nicht waere!" sprach sie seufzend. "Der Laerm im Hause und das kranke Kind - es will mir nicht in den Kopf! - Wenn wir ihn hinausschoeben, Fraeulein?" "Sie sehen zu schwarz, liebe Freundin," entgegnete die Vorsteherin. "Der Laerm wird Lilli nicht stoeren, wie sollte er aus dem Vorderhause bis hierher in Ihr stilles Zimmer dringen? Bedenken Sie, wie sehr sich die Kinder auf den heutigen Abend gefreut haben; wie grausam waere es, wollten wir ihre Freude zerstoeren! Noch sehe ich keine Gefahr und wir koennen unbesorgt den Ball stattfinden lassen." "Ball!" wiederholte Lilli, die erwacht war und das Wort gehoert hatte; "ich will tanzen! Zieh mich an, Fraeulein! Bitt schoen, lass mich tanzen!" Fraeulein Guessow warf der Vorsteherin einen verstaendnisvollen Blick zu, jetzt musste dieselbe sich doch ueberzeugen, wie krank die Kleine war, - sie phantasierte. Aber Fraeulein Raimar war nicht ueberzeugt und auch nicht erschrocken. Sie trat zu Lilli an das Bett und ergriff deren Hand. "Es ist ja noch heller Tag, Lilli," sagte sie freundlich; "siehst du nicht, wie die Sonne scheint? Heute abend sollst du tanzen, jetzt ist es noch viel zu frueh. Lege dich nieder und schlafe noch etwas; wenn du aufwachst, bist du gesund und ziehst dein gesticktes Kleid an."
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