it den holden Fruehlingskindern ueber
und ueber bedeckt gewesen. Tief betrauert wurde das kleine Wesen von allen,
die mit ihm in naehere Beruehrung gekommen, und es hatte allgemein
schmerzliche Verwunderung erregt, dass die Mutter fern geblieben war.
Am Todestage Lillis war ein Telegramm angekommen, worin sie meldete, dass
sie erst am Dienstag abend eintreffen koenne. Es sei ihr unmoeglich, frueher
zu kommen, da sie am Montag in einem neuen Stuecke die Hauptrolle zu
spielen habe. Als ihr an diesem Tage der Tod ihres Kindes gemeldet wurde,
kam umgehend ein Brief voll ueberschwenglicher Klagen, aber sie blieb fern.
Kostbare Blumen hatte sie gesandt, auch der Vorsteherin den Auftrag
gegeben, ein Marmormonument, einen knieenden Engel darstellend, fuer des
Kindes Grab anfertigen zu lassen, mit goldenen Buchstaben solle auf dem
Sockel eingegraben werden: {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}Teures Kind, bete fuer mich.{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}
Aeusserlich war somit alles geschehen, aber das Herz blieb kalt bei diesen
pomphaften Kundgebungen.
"Meine Mama waere gekommen, wenn sie mich sterbenskrank gewusst haette,"
bemerkte Ilse, als sie Nellie den Brief vorlas, den ihr die Mutter so
herzlich und troestend geschrieben hatte.
"O sicher, sie waer von der Welten Ende zu dich gereist," beteuerte Nellie
lebhaft.
"Und sie ist nicht einmal meine rechte Mutter," fuhr Ilse nachdenklich
fort. "Ach Nellie, ich habe sie oft recht sehr gekraenkt! Glaubst du wohl,
dass sie mir vergeben wird?"
Ilses Herz war so weich und empfaenglich durch den Schmerz geworden und
eine ernste, weihevolle Stimmung durchdrang ihr ganzes Wesen. Nie waren
ihr bis dahin aehnliche Gedanken gekommen, und waere es der Fall gewesen,
haetten sie frueher einmal bei ihr angeklopft, sie wuerden keinen Einlass
gefunden haben. Heute war es anders, sie hatte das Beduerfnis, sich gegen
ihre Herzensfreundin auszusprechen und sich anzuklagen.
"O mach dich kein Kummer darum, Kind. Deine Mutter hat ein so liebesreiche
Herz, kein Titelchen Bosheit fuer dir ist darin. Sie vergebt dir alles. Du
warst ja auch noch ein ungezogen, dumm' Baby, als du bei sie warst, jetzt
aber bist du eine sehr anstaendige (sie meinte verstaendige) junge Dame."
"Ist das dein Ernst, Nellie?" fragte Ilse und sah mit ihren Kinderaugen
Nellie zweifelnd an.
"Es ist mein Ernst, und ich gebe dir den guter Rat, schreibe an deiner
Mutter ein lang' Brief und bitte ihr
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