~} - "Ist das nicht unrecht?" fragte sie. "Ich gebe mich so
furchtbar grosse Muehe mit eure schwere Sprache."
Nun war die Reihe zu troesten an Ilse. Dieselbe versprach ihr von jetzt an,
keinen Schnitzer mehr durchgehen zu lassen, Nellie dagegen wollte taeglich
eine volle Stunde nur englisch mit der Freundin plaudern.
Flora war in hoechster Aufregung. Sie fand es geradezu grossartig, dass
Doktor Althoff ihr eine II in der Litteratur geben konnte. "Mir das!" rief
sie aus, sobald er sich entfernt hatte, "mir das! die ich selbst schon so
lange litterarisch thaetig bin! Aber Sie werden sich wundern, Herr Doktor,
Sie werden sich wundern!"
Diese geheimnisvolle Anspielung bezog sich auf ihr juengstes Werk. Sie
hatte gestern den letzten Federstrich daran gethan und es dann sogleich
mit einem Briefe auf rosa Papier dem Lehrer zur Durchsicht gegeben. Mit
bescheidenem Selbstbewusstsein hatte sie hinzugefuegt, sie rechne darauf,
dass ihr Zauberspiel am Geburtstage der Vorsteherin aufgefuehrt werde.
Sollte Herr Doktor einige kleine Aenderungen fuer notwendig finden, so
wuerde sie sich gern seinem Rate fuegen. -
Es waren einige Tage darueber vergangen und noch hatte sie keine Antwort
erhalten. Warum mochte er zoegern? Gefallen musste ihm "Thea, die
Blumenfee", darueber war sie nicht im Zweifel. Sie hatte sich so
hineingelebt in ihre Zauberposse, und ihre Phantasie fluesterte ihr einen
grossartigen Erfolg in das Ohr. Sie hoerte den stuermischen Beifall der
Anwesenden, - die Dichterin wurde gerufen! - Sie traeumte wachend, langsam
- gesenkten Auges trete sie aus den Kulissen hervor. - "Flora!" ruft es
von allen Seiten, und voller Staunen richten sich aller Augen auf sie. -
Ja, staunt nur, ihr Unglaeubigen, die ihr die arme Flora so oft verkannt
habt! Jetzt hat sie euch ueberzeugt, dass ihre Dichtkunst kein leerer Wahn
ist! - Bescheiden und demuetig verneigt sie sich nach rechts und links -
ohne den Blick zu erheben - sie war vor den Spiegel getreten, um Blick und
Verbeugung einzustudieren. - "Die Blumenfee werde ich vorstellen," traeumte
sie weiter, "natuerlich! Wer anders koennte sich so in den Geist der Rolle
versetzen, als ich! Wie herrlich wird mir das Kostuem stehen! Ein Kleid von
Silbergaze mit Rosen durchwebt, eine goldene Krone auf dem Haupte, ein
langer, duftiger Schleier und offnes, wallendes Haar!"
Ganz in Gedanken versunken loeste sie die aufgesteckten Flechten und
drapierte das Haar malerisch um ihre Schultern. Unwi
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