t wenigen
Mitteln auch dem einfachsten Feste ein kuenstlerisches Ansehen zu geben.
Soeben stand sie neben dem Gaertner und ordnete an, wie er die Tannen, die
er am Morgen aus dem Walde geholt, mit bluehenden Topfgewaechsen zu
lauschigen Ecken und Plaetzen gruppieren solle. Als das geschehen war,
musste er Konsolen von rotem Thone zwischen verschiedenen Wandleuchtern
befestigen, - ueppige Schlingpflanzen wurden darauf gestellt und fielen
anmutig herab. Auch der altmodische Kronleuchter, geformt wie eine
bronzene Schale mit Lichterarmen, erhielt seinen gruenen Schmuck. Es wurde
eine Schlingpflanze in die Schale gestellt, so dass die gruenen Ranken
zwischen den Armen herabfielen. Am Abend, wenn die Kerzen brannten, machte
dieser einfache Schmuck einen reizend malerischen Eindruck.
Als alles fertig war, uebersah die Vorsteherin noch einmal den Saal, und
recht befriedigt verliess sie denselben.
Die jungen Maedchen waren natuerlich in grosser Aufregung. Es war der erste
Ball, der ihnen bevorstand, und dieses wichtige Ereignis nahm all ihre
Gedanken in Anspruch. Einige betrachteten wieder und wieder die duftigen
Kleider, andre versuchten besondere Haartrachten, so Flora, die eine
Passion dafuer hatte, wieder andre probierten die Kleider an, der
Sicherheit wegen, wie Nellie meinte, die soeben mit Ilse die
Weihnachtskleider von der Schneiderin erhalten hatte. Gerade als beide
angekleidet dastanden, kam Lilli hereingejubelt.
"Ich geh mit auf euren Ball!" rief sie, "das Fraeulein hat es mir erlaubt.
Und mein neues, weisses Kleiderl zieh ich an und die rote Atlasschaerpe
bind' ich um, - und ich darf halt mittanzen! Ich freu mich halt zu sehr
auf morgen!"
Und sie fasste mit beiden Haendchen an ihre Schuerze und tanzte zierlich und
grazioes durch das Zimmer.
Es war schon ziemlich dunkel, und die Kleine hatte nicht bemerkt, wie
geputzt Nellie und Ilse waren. Als die erstere Licht anzuendete, blieb sie
ploetzlich ueberrascht stehen und sah erstaunt von einer zur andern.
"Wie schoen schaut ihr aus!" rief sie bewundernd und mit gefaltenen Haenden,
und fast andaechtig sah sie die beiden Maedchen an.
"Weisst, Ilse," fuhr sie lebhaft fort, "du schaust aus gerad wie des
Kaisers Tochter! Ich fuehr' dich morgen in den Saal - bitt' schoen!"
Ilse nahm ihren Liebling zaertlich in den Arm und kuesste ihn herzhaft auf
den Mund. "Du bist ja so heiss, Lilli," sagte sie und befuehlte Stirn und
Wange des Kindes. "Fehlt dir etwas?"
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