llkuerlich kamen ihr
dabei die ersten Verse ihres grossen Werkes auf die Lippen und laut, mit
pathetischer Stimme, fing sie an zu deklamieren:
"Heraus, ihr Blumen, aus euren Kelchen,
Ich will mit euch spielen!
Eilt euch, ihr lieben Tulpen und Nelken,
Lasst mich nicht warten, ihr vielen, vielen,
Heraus, heraus!"
Ein lautes Pochen an der Thuer und ungestuemes Auf- und Niederdruecken des
Griffes unterbrach sie hoechst unangenehm. Zugleich wurde Gretes Stimme
laut.
"Warum schliesst du dich denn ein? Mach' schnell auf, ich bringe dir
etwas!"
In aller Eile befestigte Flora ihr Haar, schob dann den Riegel zurueck und
fragte aergerlich: "Was willst du denn?"
Grete war in das Zimmer getreten und sah sich verwundert um. "Du sprachst
doch eben laut," sagte sie, "mit wem hast du dich denn unterhalten?"
Flora blieb ihr die Antwort schuldig; sie sah ihr Manuskript in Gretes
Hand, ungestuem nahm sie es an sich.
"Gieb her! Wie kommst du zu meinem Hefte?"
"Nur nicht so heftig," entgegnete Grete, "was faellt dir denn ein? Es ist
die reine Gefaelligkeit, dass ich es dir bringe. Doktor Althoff hat es mir
fuer dich uebergeben."
"Warum liess er mich nicht selbst rufen? Du wirst dich wohl wieder
vorwitzig aufgedraengt haben, es ist so deine gewoehnliche Art. Uebrigens
jetzt kannst du wieder gehen, ich moechte allein sein!"
Aber Grete verspuerte keine Lust, sie zu verlassen, sie witterte ein
Geheimnis, das musste sie erst heraus haben!
"Ich habe aber keine Lust, dich zu verlassen," sagte sie und setzte sich
mit aller Gemuetlichkeit nieder.
"Du bist wirklich unausstehlich!" stiess Flora aergerlich heraus und drehte
Grete den Ruecken. Ploetzlich kam ihr ein Gedanke. "Wenn du durchaus hier
bleiben willst, so thue es meinetwegen," fuhr sie fort und naeherte sich
der Thuer, "mich geniert es nicht."
Und sie hatte die Thuer geoeffnet und war hinaus, noch ehe Grete sich
erhoben hatte. Schnell drehte sie den Schluessel im Schloss um und - das
neugierige Gretchen war eine Gefangene.
Gefluegelten Schrittes eilte sie in den Garten, der Traueresche zu. Sie
huschte zwischen den bis auf den Boden herabhaengenden Zweigen hindurch und
sank auf einem Baenkchen von Birkenstaemmen nieder. Hier war sie vor jedem
Lauscherblicke sicher.
Sie presste die Hand auf das hochklopfende Herz und ein Zittern ueberlief
sie vor der Entscheidung! Wie wird sein Urteil ausgefallen sein? Nicht
lange hielt die zagende Schwaeche an u
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