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Die laengst ersehnten Tanzstunden hatten bereits seit vierzehn Tagen
begonnen und brachten etwas Abwechselung in das gleichmaessige
Pensionsleben. Zweimal in der Woche kam von sechs bis acht Uhr abends der
Tanzlehrer mit einer Geige und unterrichtete im grossen Saale.
Nicht alle Zoeglinge nahmen teil daran. Die kleineren Maedchen nicht und
auch die Englaenderinnen schlossen sich aus, sie verstanden noch zu wenig
Deutsch, auch konnten sie vorlaeufig keinen Geschmack an den einfoermigen
Pas finden. Melanie konnte das freilich auch nicht und fand bis jetzt die
Tanzstunde {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}furchtbar oede{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}.
"Es ist ein furchtbar langweiliges Vergnuegen, diese Huepferei," aeusserte sie
auf einem Spaziergange zu Flora, "wozu diese Pas - diese Verbeugungen? Wir
koennen doch alle schon tanzen, und wie wir uns zu verbeugen haben - und
gruessen muessen, das wissen wir doch erst recht. Wir sind doch erwachsene
Maedchen!"
"Ach!" seufzte Flora und ein schwaermerischer Blick glitt seitwaerts ueber
den spiegelglatten Teich - zu den schlittschuhlaufenden Gymnasiasten
hinueber - "ach! das moechte noch alles gehen. Das Fuerchterlichste ist doch,
dass wir zwei volle Monate ohne Herren tanzen muessen!"
"Wie furchtbar oede!" Melanie rief es ordentlich entruestet. "Man behandelt
uns wahrhaftig mit puritanischer Strenge! Ohne - Herren! Es ist kaum zu
glauben!"
"Ja, mit puritanischer Strenge!" wiederholte Flora, der dies Wort
ausserordentlich gefiel. "Ich begreife nicht, warum uns der Verkehr mit den
Herren so lange entzogen wird. Man behandelt uns eben wie Kinder!"
Die {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}furchtbar oeden{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~} Monate gingen indessen auch zu Ende und Fraeulein
Raimar schickte Einladungen aus an junge, wohlerzogene Herren, die das
Gymnasium besuchten, und ersuchte sie, die letzten vier Wochen an dem
Tanzunterrichte teilzunehmen.
Mit welcher Freude diese Einladungen begruesst wurden, brauche ich nicht zu
sagen. Die jungen Leute schaetzten es sich zur besonderen Ehre, zu den
Tanzabenden in der Pension zugezogen zu werden. Diesmal brannten sie
besonders darauf, weil sie behaupteten, dass noch niemals so huebsche
Maedchen in dem Institute gewesen seien. Sie kannten dieselben von Ansehen
sehr genau, denn, wenn irgend moeglich, suchten sie ihnen auf den
Spaziergaengen zu begegnen. Nun sollte
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