Kleidung der Klosterjungfrauen in der
Eile noch vervollstaendigt und am anderen Tag ging es Wittenberg zu, weil
es doch nicht geraten schien, die Entflohenen so nahe bei dem Kloster
und auch so nahe beim kurfuerstlichen Hof zu lassen[91].
Am Osterdienstag kam der Zug in Wittenberg an; ohne alle Ausstattung, in
ihrer geborgten und eilig zusammengerafften Kleidung, mit den
geschorenen Haeuptern ein "arm Voelklein", aber in ihrer grossen Armut und
Angst ganz geduldig und froehlich[92].
Luther empfing sie mit wehmuetiger Freude. Den kuehnen aber rief er zu:
"Ihr habt ein neu Werk gethan, davon Land und Leute singen und sagen
werden, welches viele fuer grossen Schaden ausschreien: aber die es mit
Gott halten, werden's fuer grossen Frommen preisen. Ihr habt die armen
Seelen aus dem Gefaengnis menschlicher Tyrannei gefuehrt eben um die
rechte Zeit: auf Ostern, da Christus auch der Seinen Gefaengnis gefangen
nahm"[93]. Als dann die Befreier heimfuhren, empfahl er sie Gott und gab
ihnen Gruesse mit an Koppes "liebe Audi" und "alle Freunde in
Christo"[94].
Drei Tage darauf schrieb Luther zur Verantwortung fuer sich, fuer den
"seligen Raeuber" Koppe und die es mit ihm ausgerichtet, sowie fuer die
befreiten Jungfrauen zum Unterricht an alle, die diesem Exempel wollten
nachfolgen "dem Fuersichtigen und Weisen Leonhard Koppe, Buerger zu
Torgau, meinem besonderen Freunde" einen offenen Brief. "Auf dass ich
unser aller Wort rede, fuer mich, der ich's geraten und geboten, und fuer
Euch und die Euern, die Ihr's ausgericht, und fuer die Jungfrauen, die
der Erloesung bedurft haben, will ich hiermit in Kuerze vor Gott und aller
Welt Rechenschaft und Antwort geben". In dieser "Ursache und Antwort,
dass Jungfrauen Kloester goettlich verlassen moegen" berichtet er offen die
That und ihre Gruende und nennt die Namen der Befreier und Befreiten. Er
sagt ihnen:
"Seid gewiss, dass es Gott also verordnet hat und nicht Euer eigen Werk
noch Rat ist, und lasset das Geschrei derjenigen, die es fuer das
alleraergste Werk tadeln. 'Pfui, pfui!' werden sie sagen, 'der Narr
Leonhard Koppe hat sich durch den verdammten ketzerischen Moench fangen
lassen, faehrt zu und fuehrt neun Nonnen auf einmal aus dem Kloster, und
hilft ihnen, ihr Geluebde und kloesterlich Leben zu verleugnen und zu
verlassen'. Meint ihr, das ist all heimlich gehalten und verborgen? Ja,
verraten und verkauft, dass auf mich gehetzt werde das ganze Kloster zu
Nimptzschen, weil sie nu
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