das sie hervorgezogen hatte.
"Doch, doch," sagte Teut weich und ergriff ihre Hand, ihre kleine Hand,
die so schmal und krank heute aussah. Aber weiter wagte er nicht zu
sprechen; es trat eine laengere Pause ein. Die Dinge ringsum erschienen
noch ernster, stummer als sonst. Es wehte ein Hauch von trostloser Oede
durch das Haus, in dem das Lachen erstorben war.
"Und die Gouvernante? die Gouvernante? Schicken wir sie fort?"
fluesterte Ange zaghaft. Sie dachte nicht an sich: immer waren es die
Kinder, mit denen sie sich in ihren Gedanken beschaeftigte.
"Gewiss, gewiss!" betaetigte Teut lebhaft. "Noch heute spreche ich mit
Carlos! Alles, alles soll sich nach Ihren Wuenschen gestalten! Alles, was
Sie, meine teure Ange, wieder froehlich--und gluecklich machen kann!"
"Ein Gott, kein Mensch sind Sie!" toente es von Anges Lippen. Sie verbarg
ihr Gesicht in den Haenden und schluchzte.
Teut stand auf und trat ihr naeher. Sie erhob den Blick--einen Blick, in
dem der Abglanz ihrer Seele sich spiegelte, einen Blick, in dem der Mann
alles fand, was er je zu hoffen gewuenscht, und alles, was im Austausch
Liebe gegen Liebe zu geben vermag!
Es war vorauszusehen, dass von dem, was sich im Laufe der Zeit in der
Clairefortschen Familie zugetragen hatte, mancherlei hinausdrang, und
dass die oeffentliche Meinung sich begierig und mit wenig Wohlwollen
eines Gegenstandes bemaechtigte, der zu so verschiedenen Deutungen Anlass
gab.
In erster Linie ward das Verhaeltnis Teuts zu Frau Ange besprochen,
und es fand kaum ein muendlicher Austausch in den C.schen
Gesellschaftskreisen statt, ohne dass die holde Frau mit boesen Nachreden
ueberschuettet ward. Wie der Sturm ruecksichtslos ueber ein in seinem
unschuldigen weissen Bluetenschmuck stehendes Baeumchen dahinwuetet, so
zerpflueckte man Anges Ehre und guten Ruf. Da der Graf, hiess es, ein
bedauernswerter, durch sein Nervenleiden kaum mehr zurechnungsfaehiger
Mann waere, sei es nicht zu verwundern, dass das empoerende Treiben
ungeahndet unter seinen Augen sich vollziehe. Auch koenne man es einem
lebenslustigen, unverheirateten Husarenrittmeister nicht veruebeln, wenn
er die suessen Fruechte, welche eine so verfuehrerische und gefallsuechtige
Frau ihm darbiete, nicht zurueckweise. Aergererregend genug sei es, dass er
nicht einmal die gewoehnlichen Ruecksichten beobachte und das Verhaeltnis
so offen zu Tage treten lasse; aber auch das werde durch ihr
exzentrisches und leichtfertiges Wesen
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