eder ins
rechte Geleis gebracht werden. Ein Wechsel in der Persoenlichkeit, die
den Unterricht erteilte, war schnell zu bewerkstelligen. Es brauchte
nicht alles wie bisher auf die Spitze getrieben zu werden: es gab auch
freundliche Ermahnungen statt ruecksichtslose Strenge, und es handelte
sich nicht um Lernen und Wissen allein. Der gute Mittelweg war auch hier
der richtige, und indem man diesen einschlug, wuerde wiederkehren, wonach
Ange verlangte. Eines stand fest in Teut: auch jetzt musste er
eingreifen, da Clairefort zu keiner Initiative zu bewegen war.
Wie oft hatte Ange geklagt, dass sie nicht auszukommen vermoege, wie sehr
sie sich einschraenken muesse. Clairefort blieb bei alledem taub. Aus ihm
war jetzt ein aengstlicher Sparer, ein Geizhals geworden.
"Kann ich Sie heute einmal ruhig sprechen? Sind Sie zu hoeren aufgelegt,
liebe Ange?" fragte Teut an einem der naechsten Tage. Sie nickte und
legte die Haende in den Schoss. Seltsam! Teut bemerkte, dass sie sich
vernachlaessigte, keinen sonderlichen Wert mehr auf ihr Aeusseres legte:
auf Blumen und Schmuck wie frueher.
Auch heute sah sie unvorteilhaft aus. Das graue Hauskleid stand ihr
nicht eben gut, und das wundervolle Haar sass versteckt unter einer
Haube, die sie um viele Jahre aelter machte.
"Ich wollte Ihnen nach unserem letzten Gespraech eine Bitte vorlegen,"
fuhr Teut fort. "Ich habe viel ueber das nachgedacht, was Sie mir gesagt
haben."
Sie neigte das Haupt, ohne Ausdruck in ihrem stillen Gesicht.
"Ich hoere, dass Carlos seinen Abschied nehmen will, dass er ihn nehmen
muss--"
"Wie?" unterbrach ihn Ange aengstlich.
"Ja! Sein Zustand--sein hartnaeckiges Nervenleiden macht ihm die Ausuebung
seiner militaerischen Pflichten unmoeglich. Besser denn, bei Zeiten die
anstrengende Thaetigkeit einstellen. Aber--dadurch wird sich--Ihre
Einnahme noch mehr verkleinern, Ange--"
"Ja gewiss!" sagte sie tonlos.
"Da wollte ich denn--"--er zoegerte, riss an seinem Schnurrbart und eine
seltsame Roete trat auf seine starken Backenknochen--"Sie bitten, Ange.
dass Sie mich wie einen Bruder ansehen moegen, dass Sie--ich weiss nicht, ob
Sie mich verstehen, Ange--dass wenn Sie etwa einmal einen Wunsch
haben--etwa fuer die Kinder einen Wunsch haben sollten--wenn--wenn--Sie
hoeren nicht, Ange?"
"O, o!" hauchte die junge Frau. "Nicht weiter!" Ihre Stimme versagte vor
Ruehrung; sie vermochte nicht zu sprechen, und sie trocknete die Thraenen
mit dem Tuechelchen,
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