begriffen.
"Deine Schoenheit, Dein Liebreiz, Deine unbeschreibliche Herzensguete
aengstigten mich. Ich fuehlte, dass Du einst darunter leiden und dass wir
beide dadurch zu Grunde gelten muessten.
"Ich zittere bei dem Gedanken, dass ich frueher aus der Welt gehen werde
als Du, aber nur deshalb, Ange, meine teure Ange--glaube mir--, weil ich
weiss, dass Du, so gut auch altes bestellt sein mag, niemals verstehen
wirst, Dich einzurichten und--gaenzlich unbekannt mit dem Wert des
Geldes--vermoege Deines unbesonnenen Dranges, aller Welt zu helfen, immer
nur auf das Geben, nie auf eine Beschraenkung bedacht sein wirst.
"Ich dachte darueber nach, unser Vermoegen so festzusetzen und durch
fremde Hand so fuer Dich verwalten zu lassen, dass Dir unuebersteigbare
Schranken in Deinen Ausgaben auferlegt werden wuerden. Aber abgesehen
davon, dass die Wirkung dieser Vorsicht dennoch eine zweifelhafte sein
kann, widersteht es mir auch, Dich in solcher Weise zu bevormunden. Ich
beschwoere Dich aber bei der Liebe und bei dem Glueck unserer Kinder, sieh
Dich um in der Welt und traue nicht jedermann. Wo Dein Herz am lautesten
spricht, sei am vorsichtigsten.
"Aber noch mehr! Thue Du, was ich unterlasse. Berate Dich mit unserem
Anwalt und gieb ihm zu erkennen, was ich als Wunsch Dir hier
ausgesprochen habe. Hoerst Du, Ange? Willst Du diese Bitte ansehen als
meinen letzten Willen, ihn ausfuehren als einen Akt der Pietaet gegen
mich?
"Ich hoffe, unser Vermoegen noch so zu vermehren, dass selbst die groessten
Ansprueche zu befriedigen sein werden. Vielleicht, wenn Du diese Worte
liest, ist es mir bereits gelungen. Tibet wird Dir alles vorlegen. Ihm
kannst Du ganz vertrauen. Ich habe ihn erprobt und fand ihn bewaehrt in
allen Verhaeltnissen, ja selbst unter Versuchungen, denen andere kaum
widerstanden haben wuerden. Ich bitte Dich, dass Du Dich seines
verstaendigen Rates, seiner Hilfe bedienst, wenn ich nicht mehr unter
Euch sein werde, und namentlich hoffe ich, dass Du ihn niemals von Deiner
Seite laesst, es sei denn, dass er selbst zu gehen begehren sollte.
Betrachte ihn nicht als einen Diener, als einen Untergeordneten. Sein
Herz ist von Gold, sein Verstand--obgleich in der grossen Welt nicht
gestaehlt--kuehl und besonnen. Bedenke ihn auch einst reichlich!
"Du findest in unserem Testament, wie ich wuensche, dass er fuer alle mir
geleisteten Dienste belohnt werden soll.
"Ange, Ange! Wenn ich mir vorstelle, Du koenntest je unglueckl
|