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streckte ihm die Hand entgegen. Sie wusste nicht mehr, was sie sprach. Sie bat es ihm ab, und ein Schimmer dankbarer Freude flog ueber seine Zuege. "Nun denn--" sagte Tibet kurz und ohne Betonung, "wir leben bereits seit Ausbruch des Krieges von der Guete des Herrn von Teut. Ich habe monatlich tausend Mark, spaeter fuenfzehnhundert Mark bei einem hiesigen Bankhaus fuer unseren Unterhalt erhoben." Ja, nun schrie allerdings die Frau auf, dass die Gegenstaende umher zu erbeben schienen. Es hallte durch das ganze Haus, drang in den kleinsten Raum. "Carlos! Carlos!" rang es sich aus Anges Brust. Er musste in seinem Totenschrein aufwachen bei diesem Schrei, denn er umfasste eine Welt von Empoerung, Schmerz und Scham. Derselbe Mann, der Teut durch Eifersucht verwundet, durch Misstrauen gekraenkt, noch juengst durch hochmuetige Zurueckweisung von Geschenken verletzt hatte, nahm Wohlthaten in solchem Umfange und verwies im Sterben, im Selbstmord auf die Hochherzigkeit dieses Freundes. Fuer Augenblicke war es totenstill in dem Zimmer. Ange brach zusammen, und Tibet stand wie eine Bildsaeule. Endlich erhob sie den Blick und winkte ihm, das Gemach zu verlassen. Bevor Anges Gatte draussen auf dem Kirchhof neben dem kleinen Carlitos bestattet wurde, trat Ange noch einmal an sein Totenlager. Die Vorhaenge des nach dem Garten gehenden Zimmers waren herabgelassen, und eine erstickende Luft benahm ihr fast den Atem. Nun sah sie ihn zum letztenmal: in einer Stunde sollte der Sarg geschlossen werden. Er glich kaum einem Abgeschiedenen. Ruhe lag auf seinen Zuegen, und um die Mundwinkel spielte jetzt im Tode jenes milde Laecheln, das Ange fuer so manchen ernsten Blick und so manche muerrische Miene waehrend seiner Lebenszeit entschaedigt hatte. "Vergieb, Carlos!" fluesterte sie und beruehrte mit ihrer Hand die weisse Stirn des Toten. Und in ihren Gedanken fuhr sie, das Auge auf ihn gerichtet, fort: "Im ersten Schmerz baeumte ich mich gegen Dich auf. Ich sass ueber Dir zu Gericht und vergass, dass ich allein an allem schuld bin. In den Blaettern, die Du mir hinterlassen hast, steht auf jeder Seite, wie sehr Du mich liebtest und wie Deine Gedanken sich immer damit beschaeftigten, dass ich nichts entbehren moege von dem, womit Du mich seit unserer Ehe umgeben hattest. Ja, ja, mein Geliebter, Du wolltest unseren Besitz vermehren--nicht aus eitler Gewinnsucht, nein, fuer mich, damit ich ein Wohlleben nicht einschraenken brauchte,
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