s. Im Grase zirpte es
leise, ein Vogel flatterte schlaftrunken in den Zweigen. Drueben schien
die Sonne ganz versunken; der Tag war zur Ruhe gegangen, und ihre Haende
loesten sich.
* * * * *
"Lieber Teut!
Gottlob, dass Ihr Brief kam. Sie haben mich aus einer unsagbaren Angst
befreit. Jetzt weiss ich, dass Sie am Leben und gesund sind; nun tritt
alles uebrige in den Hintergrund. Ich schreibe auch gleich, um Ihnen an
den Tag zu legen, wie sehr meine Gedanken bei Ihnen sind.
Lassen Sie mich vorerst erzaehlen, wie es bei uns geht. Carlos' Zustand
ist derselbe hilflose, aber er ist zeitweise heiterer und mitteilsamer.
Ich war sehr geruehrt, als er vorgestern die Kinder zu sich kommen liess,
sie liebkoste und sich mit ihnen beschaeftigte. Das ist seit Jahr und Tag
nicht mehr der Fall gewesen.
Sie glauben aber auch nicht, wie artig die kleine Schar ist und welche
Fortschritte sie macht.
Ben und Fred gehen nun ins Gymnasium und stolzieren sehr wichtig mit
ihren Schulranzen einher. Mit Fraeulein Elise, der Gouvernante, geht es
fortdauernd gut. Sie ist eine liebenswuerdige, gutherzige Dame, und die
Maedchen zeigen ihr auch taeglich, wie lieb sie dieselbe haben.
Es wird Sie freuen, lieber, vortrefflicher Freund, dass Carlos jetzt auch
nicht mehr so uebertrieben sparsam ist. Seit Ihrem Fortgang hat er fuer
den Haushalt zugelegt, und auch Tibet hat mehr zur Verfuegung als in dem
letzten halben Jahre. Ich hatte schreckliche, peinliche Verpflichtungen
bei Handwerkern und in meiner Umgebung--schelten Sie nur nichts ich
verstand es ja bisher so schlecht, lerne es aber gewiss noch einmal ganz
gut--, die nun alle bezahlt sind. Welch ein koestliches Gefuehl, keine
Schulden zu haben!
Die Villa behalten wir einstweilen, da die Miete ermaessigt ist. Carlos
stellte dem Besitzer die Alternative, abzulassen oder der Kuendigung
gewaertig zu sein.
Sehen Sie, so ist es bei uns. Waere mein teurer Carlos nicht so krank,
lebte Carlitos noch und waeren Sie nicht fort, Sie mein lieber, treuer
Teut, ich wuerde sagen, dass wir vollkommen gluecklich sind!
Ich bekam neulich, auf Empfehlung von Fraeulein Elise, die Briefe der
Madame de Sevigne an ihre Tochter in die Hand. Welch ein Genuss! Jede
Mutter sollte lesen, was diese weltkluge und feinfuehlende Frau
geschrieben hat, und suchen, es sich zu eigen zu machen.
Noch eins. Jorinde spielt jetzt wirklich allerliebst Klavier, und
neulich hatte sie mit Fre
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