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draengte. "Ach, nein, nein, mein Liebling!" rief Ange, aus ihrer Ratlosigkeit aufgeweckt. "Ich weiss selbst noch nicht einmal, ob ich heute fortkomme. Lass mich jetzt, suesse Ange. Geh hinueber; ich bin gleich bei Euch." Die Kleine schlich verdriesslich und weinend von dannen und nur zu fuehlbar ward Ange durch die Frage des Kindes erinnert, wie heute alles anders sei, denn ehedem! Was sollte nun geschehen? Tibet war in einer Lage, aus welcher die Pflicht gebot, ihn so rasch wie moeglich zu befreien. Ange durfte keinen Augenblick zoegern, und nun ward sie doch aus solchen Gruenden vielleicht am Reisen verhindert! Und was sollte sie ihrer Umgebung sagen, wenn sie etwa alle Vorkehrungen wieder aufhob? Nach der abschlaegigen Antwort von Olga, bei der Befuerchtung, alle Welt vermute, wisse bereits um ihre Lage, vermeinte sie, sich durch das Nebensaechlichste blosszustellen und unliebsamen Vermutungen Nahrung zu geben. War es denn Wirklichkeit? Sie besass nicht einmal mehr die genuegenden Mittel, eine kleine Reise anzutreten, und doch war sie rings umgeben von Luxus und erhob noch immer den Anspruch auf einen grossen Haushalt? Dieser Schein, diese Widersinnigkeit erhoehten Anges bedrueckte Stimmung; dazu trat ihre Unkenntnis menschlicher Verhaeltnisse. Brauchte sie fuer die Reise nach Frankfurt das Dreifache oder Fuenffache, was sie besass? Sie wusste es nicht. Sie war schon so scheu und unsicher geworden, dass sie nicht nach den Kosten der Fahrt zu fragen wagte, weil sie fuerchtete, dies werde auffallen. Auch die Mittel und Zwecke nach ihrer Bedeutung verwechselte sie bereits. So ueberlegte sie, ob sie noch das Recht habe, in einem Coupe erster oder zweiter Klasse zu fahren. Nein! Wer nichts besass, hatte die Pflicht sich einzuschraenken. Sie durfte nur das billigste Billet kaufen. Aber sie sollte an den Bahnhof eilen in ihrem eigenen Wagen, gefolgt von einem Diener, zuruecklassend einen solchen Haushalt, und einen Sitz neben rauchenden, vielleicht trunkenen Maennern einnehmen in einem ungeheizten Coupe? Sie, die vornehme Dame, in dem kostbaren Reisemantel, der ein kleines Vermoegen gekostet halte? Ah! der Pelz kostete Hunderte, und sie sorgte um einen Bruchteil, wollte um diesen fast verzweifeln? Hatte er einen so grossen Wert, weshalb ihn nicht veraeussern? Das war es ja eben! Sie war machtlos zum Handeln, jetzt wenigstens in diesen ersten Tagen. Immer wieder diese Gegensaetze von Wahrheit und
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