s eine Glas an, greift dann zum anderen--
Nun sinkt er zurueck----
* * * * *
Noch waehrend Carlos' sterbliche Ueberreste in der Villa standen, warf
Ange einen Blick in die zurueckgelassenen Blaetter. Sie las den Inhalt in
der zweiten beginnenden Nacht, und die Gespenster des Entsetzens drangen
auf sie ein.
Sie zerknitterte die Schriftstuecke in ihrer Hand, sprang empor und rief
nach Tibet. Ernst, bleich, ahnend, was vorgefallen, erschien der Mann
und blieb wie angewurzelt an der Thuer stehen.
"Tibet! Tibet!" schrie Ange, blass, abgehaermt und kaum wiederzuerkennen
durch die Wirkungen ihres masslosen Schmerzes. "Das alles wussten Sie seit
langen Jahren und Sie schwiegen? Dem allen waren Sie ein Helfer und
kannten und liebten doch meine Kinder? O Mensch, sprechen Sie, damit ich
wenigstens einen Grund finde, Ihnen zu verzeihen! Nicht verloren durch
Ungemach, alles was wir besassen--nein, durch Spiel--durch Spiel! Man
sitzt ueber Menschen zu Gericht, toetet sie, wenn sie, von der
Leidenschaft fortgerissen, einen andern morden!--Ist Leidenschaft denn
Vernunft, und kann man richten, wo die Vernunft fehlte? Aber wie ahndet
ein Gott ein so furchtbares Verbrechen?--Wie er es ahndet? An dem Glueck
Lebendiger, indem er die Unschuldigen ins Verderben zieht! Kinder,
reine, arglose Geschoepfe muessen dafuer buessen!--Was hier geschehen, sucht
seinesgleichen; Ich las wohl Schreckliches, wie Menschen sich gegen
Menschen versuendigten; ich hoerte von Mord, Gift, Verrat, Folter. Ist
eine solche Handlungsweise nicht herzloser, unmenschlicher? Ein
Familienvater, der weiss, dass ihn Gott mit zehrender Krankheit
geschlagen, spielt--spielt auch dann noch ohne Anlass, ohne Not,
vergreift sich an fremdem Eigentum und wagt das letzte um eines Vorteils
willen, der ihn um keinen Schatten gluecklicher machen konnte. Zuletzt
giebt er sich den Tod--ein Selbstmoerder!--Ein Selbstmoerder?--O leise,
leise, dass es niemand hoert! Verbrennen wir diese Schande! Rasch,
Tibet!--Und doch, nein! Es ist ja von seiner Hand, das letzte von ihm,
welcher der Vater meiner Kinder war, den ich so unsagbar liebte, der
litt, in Schmerzen sich wand!--Nein, nein, vergessen Sie, was ich sagte!
Ich sprach irre. Mit meinem Herzen hatte es nichts zu thun. Ich weiss,
wie er gelitten hat. Kein Mensch starb unter solchen Qualen, keinen
Menschen gab es, den der Tod bei Lebzeiten schon so marterte!--Aber was
soll nun werden? Hier, hier steh
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