gefasst. "Ich weiss, dass
diese Perlen Tausende wert sind. Wie kann ich fragen? Ich muss an meine
Kinder denken, an die Pflichten, die ich gegen meine Umgebung habe,
solange sie zu fordern hat. Alles andere ist nebensaechlich."
Nun machten sie sich daran, den Wert des Schmuckes abzuschaetzen.
"Und wenn das dahin ist?" zuckte es in Ange auf. "Wenn das dahin, was
dann?"
Immer wieder packte sie ein angstvolles Grauen vor der Zukunft, immer
wieder musste sie sich zurueckrufen, dass das alles Wahrheit, keine
Vorstellung, kein Roman sei, den eine lebhafte Phantasie sich ausgedacht
hatte. Nein! nein! Carlos war tot; sie blieb zurueck mit fuenf lebendigen
Geschoepfen und besass ausser diesen Kleinodien und ihrer Einrichtung
nichts!
* * * * *
Einige Tage nach diesem Zwischenfall--es war am Spaetabend und die
Kinder ruhten bereits--ueberreichte der Diener Ange ein Telegramm. Die
Gouvernante, die noch eben an ihrer Seite gesessen, hatte das Zimmer
verlassen, und da Ange allein war, gab sie sich ganz ihren Gedanken hin.
Im Kamin brannte ein lebhaftes Feuer, das einen hellen Schein und
zugleich wohlthuende Waerme in dem Gemach verbreitete. Draussen aber fuhr
ein ruecksichtsloser Sturm durch die Baeume und ruettelte den hohen Schnee,
der die Erde bedeckte, aus seiner Ruhe auf.
Ange oeffnete hastig die Depesche, und mit einem leisen Schrei sank sie
zurueck.
"Auch das noch!" glitt es von ihren Lippen.
"Bin wegen Diebstahlsverdacht verhaftet. Wertsachen sind mit Beschlag
belegt. Frau Graefin persoenliches Erscheinen hier auf dem
Kriminal-Kommissariat moeglichst bald erforderlich. Bedaure unendlich
hervorgerufene Unruhe.
Gehorsamst Tibet."
"Auch das noch!" wiederholte Ange noch einmal und blickte wie eine
Irrsinnige ins Leere. Es schien mit den Pruefungen erst der Anfang
gemacht; immer Neues ballte sich zusammen, um die gequaelte Frau zu
aengstigen, zu verwirren und voellig mutlos zu machen.
Als Ange damals Olgas Billet empfangen hatte, sass sie wie erstarrt. Aber
zunaechst waren es nicht die dadurch wieder emporsteigenden Geldsorgen,
die sie beunruhigten, sondern es jagten Scham und Enttaeuschung und neben
diesen die Gefuehle bitterer Reue durch ihre Seele. Sie sah Teut vor
sich, der ernst und vorwurfsvoll den Kopf schuettelte und ihr zurief:
"Sie haben wieder Ihren Verstand spazieren geschickt und sich mit Ihrem
Gemuetsdrang auf den Weg gemacht. Warnte ich Sie nicht vor dieser Fra
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