ieb sie heute abermals die Neugierde. "Warte," sagte
Teut gutmuetig, loeste die Uhr und legte sie in die zarte Hand des holden
kleinen Maedchens.
"Carlitos hatte auch eine Uhr," hob Ange an, waehrend sie mit den
Fingerspitzen auf das Glas tupfte. Und zu Teut aufblickend, fuhr sie
fort: "Hat er sie mitgenommen? Ist sie auch beim lieben Gott?"
Als Teut nicht gleich antwortete, glitt sie ihm vom Schoss und rief
lebhaft: "Danach muss ich Mama fragen!"
Er aber hielt sie fest und zog sie abermals an sich.
"Bleib, Ange. Mama schlaeft. Wir duerfen sie nicht stoeren. Ich will Dir
alles erzaehlen: Nein, mein Liebling, seine Uhr hat Carlitos nicht
mitgenommen. Die hat Dein Papa. Vielleicht, wenn Du erwachsen bist,
erhaeltst Du sie."
"Die ist ja viel zu gross! Das ist ja eine Herrenuhr!" rief Ange mit
abweisender Wichtigkeit; "Mama hat mir eine kleine versprochen--eine
ganz kleine, wie Bella ihre--"
"Bella? Wer ist Bella?"
"Das ist doch meine grosse Puppe."
"Ach, verzeih, Ange, dass ich das nicht wusste."
"Soll ich sie holen?" nickte das Kind lebhaft. Und ohne Antwort
abzuwarten, lief sie fort und kam gleich zurueck.
"Es geht jetzt nicht, Onkel," erklaerte sie ernsthaft, "Bella schlaeft."
"So? Sie schlaeft? Kannst Du sie nicht wecken? Bitte, bringe sie, damit
ich sie kennen lerne."
Ange schuettelte den reizenden Kopf, aber in das bleiche Gesichtchen
stahl sich ein schelmischer Ausdruck.
"Da ist sie ja! Da ist sie ja! Und Du hast gar nichts gemerkt!" jubelte
sie, zog das hinter dem Ruecken versteckte Pueppchen hervor und legte es
ihm in die Arme. "Ist sie huebsch, Onkel?"
"Sehr huebsch, Ange."
"Ich habe noch eine, aber--"
"Nun?"
"Ben hat ihr ein Auge eingestossen und auch die Nase."
"Da muss ich Dir wohl eine neue schenken, Ange?"
Die Kleine schuettelte den Kopf.
"Nein? Weshalb nicht?"
"Mama sagt, Du schenktest uns schon so viel. Wir duerften Dich nie mehr
um etwas bitten."
"So, das sagt Mama? Aber Du hast ja nicht gebeten, Ange. Ich habe sie
Dir ja angeboten."
Einen Augenblick sann das Kind und dachte nach, dann nickte es lebhaft:
"Ja, eine recht grosse, die auch schlafen kann und ein seidenes Kleid
hat, Onkel Axel. Schenkst Du sie mir bald--heute?"
"Ich will sehen, Ange. Aber mir faellt etwas ein. Wenn ich Dir nun eine
Puppe bringe und den uebrigen keine?"
"Die andern spielen ja gar nicht mehr mit Puppen!" rief Ange, Teuts
Unwissenheit mit hoechster Verachtung strafend.
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