in dem Du mich allein
gluecklich waehntest. Du irrtest, Carlos! Ich nahm alles, weil ich es
fand, weil Du mir nie einen Zwang, eine Beschraenkung auferlegtest. Ich
waere nicht minder gluecklich gewesen in bescheidenen Verhaeltnissen, denn
Deine Liebe, der Besitz unserer Kinder war mein Glueck. Ja, vergieb mir,
dass ich nicht selbst erkannte, wie thoericht mein Leben war, dass ich
nicht aus den mich umgebenden Erscheinungen Vergleiche zog und eine
Lebensweise aenderte, die schon die tausendfaeltige Not anderer verbietet.
Aber, Carlos, begehrte ich auch fuer meine Person viel, Du hast mir
verziehen, weil ich es nicht besser verstand. Hier, hier schwoere ich Dir
in dieser Stunde, mein Carlos, dass ich denen, die Gott mir erhalten hat,
eine treue, sorgsame Mutter sein will und--vermag ich es--sie erziehen
werde zu braven, tuechtigen, einfachen Menschen. O, wie graut mir heute
vor dem Reichtum. Alles, was mich umgiebt, ekelt mich an. Es sind die
Bilder des Scheins, der Luege, der Ueberhebung."
Ange sank schluchzend an dem Sarge nieder. Jetzt kamen ihr wieder die
Gedanken, die sie bald nach ihres Gatten Tode beherrscht hatten: Was
ward aus ihren unmuendigen Kindern? Es war begreiflich, dass ein so
seelenvolles Wesen wie Ange Clairefort mitten im Schmerz Betrachtungen
ueber ihre Zukunft und die Handlungsweise ihres Mannes angestellt hatte,
weil ihr Denken und Fuehlen zu eng mit ihren Kindern verwachsen war. So
war auch ihre Empoerung, so waren auch die Ausbrueche ihrer Verzweiflung
nichts anderes als ein Ausfluss ihrer Liebe, und nur zu bald wichen diese
Erregungen einem sanfteren Schmerz, in welchem sie alle Schuld von dem
Toten abzuwaelzen suchte.
Es waere unnatuerlich gewesen, wenn sich Anges Gedanken nicht auch zu Teut
gewendet haetten, wenn nicht die Hoffnung in ihr emporgestiegen waere, er
werde sie nicht verlassen, jetzt, wo die Sorge sich an sie heranwaelzte.
Aber in diese Hoffnung mischten sich Angst und Scham. Jetzt, vielleicht
in diesem Augenblick, war Teut schon nicht mehr unter den Lebenden. Sie
zitterte bei diesem Gedanken, aber sie schuettelte sich auch in
seelischer Qual, wenn sie ueberdachte, dass sie fortan allein auf seine
Wohlthaten wuerde angewiesen sein.
Ihr Stolz baeumte sich auf; sie fasste die wirrsten Entschluesse, bis sie
nach langen Irrgaengen der Ueberlegung immer wieder zu der entsetzlichen
Einsicht zurueckkehrte: Es bleibt entweder nur die Wohlthaetigkeit fremder
Menschen, damit Deine Kind
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